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Schmerzen bedeuten für den Patienten einen Verlust an Lebensqualität. Starke Schmerzen bestimmen das ganze Leben des Patienten und können - v.a. wenn sie chronisch sind - den Patienten zum Suizid(versuch) treiben.
Ziel der Schmerztherapie ist nicht, dass der Patient lernt, seinen Schmerz heroisch zu ertragen, sondern dass er ein schmerzfreies oder zumindest schmerzarmes und selbstbestimmtes Leben führen kann. Wünscht ein Patient trotz seiner Schmerzen keine Schmerzmedikamente, so sollte man dies akzeptieren, aber den Umgang mit dem Kranken von Anfang an so gestalten, dass er seine Entscheidung jederzeit ohne Gesichtsverlust revidieren kann. |
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Akuter Schmerz |
Chronischer Schmerz |
Ziel |
Therapie vorhandener Schmerzen |
Schmerzprophylaxe, d.h. Verhinderung einer Schmerzwiederkehr |
Wirkungsbeginn |
Rasch |
Eher langsam |
Wirkdauer |
Kurz |
Möglichst lang |
Applikationsweg |
Bevorzugt i.v., i.m., s.c., spinal, peridural; ggf. rektal, oral |
Oral, rektal |
Applikations-intervalle |
Nach Bedarf |
In festen Intervallen, bevor sich die Schmerzen wieder bemerkbar machen |
Schmerzmittel als |
Einzelmedikament |
Kombinationstherapie |
Begleittherapie |
Nein |
Ja |
Therapiedauer |
Stunden Tage |
Wochen Jahre |
Therapiekontroll-intervall |
Stündlich täglich, Auslassversuche |
Wöchentlich monatlich |
Therapie akuter Schmerzen
Postoperative Schmerztherapie
Akute Schmerzen treten z.B. bei schweren Erkrankungen wie einem Herzinfarkt, bei Verletzungen sowie als postoperativer Wundschmerz auf. Das therapeutische Ziel ist die schnelle Schmerzbeseitigung, auch um gefährliche vegetative Nebeneffekte des Schmerzes wie Blutdrucksteigerung zu vermeiden. Meistens ist die Therapie nur einige Tage lang notwendig.
Therapeutisch werden kurzwirksame Medikamente in Standarddosis und meist i.v.
oder i.m. verabreicht. Ein i.v.-Bolus führt oft schon nach wenigen Minuten zur
Schmerzstillung oder deutlichen Schmerzlinderung. Die Pflegekräfte beobachten
den Patienten auf Nebenwirkungen (Übelkeit, Atemdepression) und fragen ihn, ob
die Medikation ausreicht. Da mit "Schmerzdurchbrüchen" zu rechnen ist, sollte
der Arzt im Dokumentationssystem die Medikamente vermerken, die die Pflegenden
im Bedarfsfall verabreichen dürfen, und angeben, nach welchem Zeitraum die
Wiederholung der Schmerzmittelgabe möglich ist.
Pumpengesteuerte Analgesie (PCA)
Um eine optimale, dem unterschiedlichen Schmerzempfinden genau angepasste Schmerzmitteldosierung zu erreichen, wurden Pumpen zur parenteralen Gabe von Schmerzmitteln entwickelt, die die Patienten selbst bedienen können. Diese Verfahren bezeichnet man als pumpengesteuerte on-demand-Analgesie (PCA = patient controlled analgesia, Patienten-kontrollierte Analgesie). Auf Knopfdruck kann der Patient eine vorprogrammierte Schmerzmitteldosis abrufen. Nach einer vom Arzt festgelegten "Sperrzeit" kann die nächste Dosis angefordert werden. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Patienten keineswegs hemmungslos "zugreifen", sondern eher Medikamente eingespart werden. Die PCA wird sowohl bei akuten als auch bei chronischen Schmerzen eingesetzt.
Therapie chronischer Schmerzen
Bei chronischen Schmerzen bestehen prinzipielle Unterschiede in der Behandlung nicht-tumorbedingter und tumorbedingter Schmerzen.
Bei nicht-tumorbedingten chronischen Schmerzen (z.B. Migräne, Kopfschmerzen, Arthritis, Neuralgie) weist die medikamentöse Schmerztherapie oft nur geringe Erfolge auf. Außerdem drohen bei Dauereinnahme von Medikamenten eine Reihe von Nebenwirkungen, und es besteht - v.a. außerhalb des Krankenhauses - ein nicht zu vernachlässigendes Missbrauchspotential. Daher sollten vor und neben der medikamentösen Therapie alle therapeutischen Alternativen nichtmedikamentöser Art ausgenutzt werden.
Sparsamer Umgang mit Medikamenten heißt aber nicht, dass der Patient zur Gewissensberuhigung seiner Therapeuten dem Schmerz ausgeliefert wird. Jeder vergebliche Therapieversuch führt zur Chronifizierung der Schmerzen.
Entscheidung mit dem Patienten
Über die (medikamentöse) Schmerztherapie wird zusammen mit dem Patienten entschieden. Zur Ermittlung des individuellen Medikamentenbedarfs und als Erfolgskontrolle der Therapie sollten alle chronisch Schmerzkranken ein Schmerztagebuch führen, dessen Angaben ernst zu nehmen sind.
Als Darreichungsform ist meist die orale Analgetikagabe am günstigsten. Sie wird nicht nur von der Mehrzahl der Patienten bevorzugt, sondern vermindert auch die Abhängigkeit des Kranken vom Pflegepersonal und wirkt bei chronisch Schmerzkranken der Suchtgefahr eher entgegen.
Auch Zäpfchen (Suppositorien) werden von vielen Patienten toleriert, doch ist die Resorption insgesamt unsicherer als nach oraler Medikation. Injektionen schaffen nicht nur Abhängigkeit, sondern führen auch zu stark schwankenden Blutspiegelwerten. Nach einem raschen Anfluten des Schmerzmittels mit hohem Blutspiegel, der zwar zu guter Schmerzlinderung führt, aber auch ein hohes
Nebenwirkungsrisiko birgt, sinkt der Blutspiegel rasch ab, und die Schmerzen kommen wieder. Bei Infusionen werden solche Schwankungen zwar vermieden, doch ist der Patient in Mobilität und Unabhängigkeit stark eingeschränkt. Parenterale Verabreichungs-formen sind daher v.a. für Patienten sinnvoll, die nicht schlucken können (z.B. bei Ösophaguskarzinom) oder bei starkem Erbrechen.
Wichtig ist eine Medikation in regelmäßigen Zeitabständen. Diese werden so gewählt, dass der Blutspiegel des Schmerzmittels immer im therapeutischen Bereich liegt und der Schmerz kontinuierlich unterdrückt wird. Bei MST-Tabletten (kurz für morphin-slowreleasing tablet) beträgt das Dosierungsintervall 8 - 12 Stunden. Die Tabletten können also während der Wachzeit der Patienten eingenommen werden. Im Gegensatz dazu müssen Morphin-Tropfen alle vier Stunden eingenommen werden, und der Patient muss dafür nachts geweckt werden. Der Patient wird angeleitet, die Medikamente selbständig in der vereinbarten Dosis und zum richtigen Zeitpunkt zu nehmen. Im Krankenhaus kann man ihm die nächste Schmerzmitteldosis zur selbständigen Verwaltung anvertrauen.
Vorsicht! Bedarfsmedikationen erfordern höhere Dosierungen, lassen den Patienten zum Bittsteller werden und steigern die Suchtgefahr. |
last update: August 2001