Dekubitusprophylaxe | Pneumonieprophylaxe |
Kontrakturenprophylxe | Obstipationspropylaxe |
Soor- & Parotitisprophylaxe | Thromboseprophylaxe |
Während ein Dekubitus schon nach wenigen Stunden fehlender Bewegung auftreten kann, kommt es nur bei tage- oder wochenlangem Bewegungsmangel zu Versteifungen von Gelenken, den Kontrakturen.
Kontraktur (lat. contrahere
= zusammenziehen): Dauerhafte Verkürzung von Muskeln, Sehnen und
Bändern mit der Folge einer bleibenden Gelenkversteifung. Kontrakturenprophylaxe: Gefährdung der Patienten einschätzen Maßnahmen planen und anwenden Wirksamkeit überprüfen. |
Kann ein Patient z.B. nach einer längeren Gipsbehandlung die entsprechenden Gelenke nicht mehr voll bewegen, handelt es sich nicht um eine Kontraktur, sondern um eine vorübergehende Funktionseinschränkung. Die Beweglichkeit bessert sich durch konsequentes - wenn auch schmerzhaftes - Training.
Dagegen bezeichnet Kontraktur den Zustand einer bleibenden Bewegungseinschränkung von Gelenken bis hin zur Gelenkversteifung.
Es besteht eine Zwangshaltung, die vom Patienten
nicht aufgehoben werden kann, auch passiv kann das Gelenk nicht oder
nur in sehr geringem Umfang bewegt werden, die Bewegung selbst ist
schmerzhaft.
Eine Kontraktur ist immer Folge mangelnder Bewegung des betroffenen Gelenkes. Eine Reihe von Erkrankungen kann dazu führen, dass der Patient Gelenke nicht mehr (ausreichend) bewegt, z.B.:
- Immobilität, Bettlägerigkeit
- Inaktivität (auch therapiebedingt durch Extension oder Gips)
- Lähmungen
- Schonhaltungen bei chronischen Schmerzen
- Großflächige Narben.
Bedauerlicherweise kommt es auch heute noch durch Pflege- oder Behandlungsfehler immer wieder zu Kontrakturen, wenn z.B. Patienten nicht sachgerecht gelagert oder zu selten durchbewegt werden.
Kontrakturen durch Immobilität und Inaktivität.
Jede Muskelkontraktion führt automatisch zur Dehnung des
Gegenspielers. Bei fehlender Bewegung werden Muskeln und Sehnen nicht
mehr gedehnt und verkürzen sich.
Kontrakturen als Folge von Lähmungen (neurogene Kontrakturen). Erkrankungen des Nervensystems führen häufig zu Kontrakturen, vor allem spastische Lähmungen, z.B. bei:
- Gehirn- oder Rückenmarksverletzungen, z.B. Querschnittslähmung
- Zerebralen Durchblutungsstörungen
- Multipler Sklerose.
Kontrakturen durch Schonhaltung.
Bei chronischen Schmerzen nehmen Patienten häufig eine
Schonhaltung ein, d.h. sie versuchen eine Position zu finden, in der
sie am wenigsten Schmerzen verspüren und vermeiden jede Bewegung,
die Schmerz auslöst.
Kontrakturen als Folge flächiger Narben (dermatogene Kontrakturen).
Bei großflächigen schweren Verbrennungen oder
Verätzungen in Gelenknähe kommt es zu einer Defektheilung mit
Narbenbildung (Sekundäre Wundheilung). Die Narben schrumpfen und
es entsteht ein Narbenzug, der Bewegungen behindert.
Kontrakturen durch Pflege- und Behandlungsfehler. Werden
z.B. bewusstlose, gelähmte oder immobile Patienten nicht
regelmäßig durchbewegt, können sich Kontrakturen
bilden, denn auch in der Entspannungslage (physiologische Nullstellung) können Gelenke versteifen.
Der Spitzfuß entsteht durch den Druck der Bettdecke,
die den Fuß zusätzlich zum Eigengewicht in Streckstellung
bringt, und ist die häufigste Kontraktur bei Bettlägerigkeit.
Versteift das Gelenk in dieser Position, kann der Betroffene nur noch
auf den Zehenspitzen gehen und den Fuß beim Gehen nicht mehr
abrollen.
Ziel der Kontrakturenprophylaxe ist es, die volle Gelenkbeweglichkeit zu erhalten durch: Bewegungsübungen und passives Durchbewegen Regelmäßiges Umlagern des Patienten. |
Es ist vorteilhaft, Maßnahmen der Kontrakturenprophylaxe in andere Pflegehandlungen zu integrieren: Die aktivierende Pflege
bietet zahlreiche Möglichkeiten, kontrakturenprophylaktisch
tätig zu werden, z.B. im Rahmen der Körperpflege, beim Essen,
in Verbindung mit Mobilisation, Thrombose- und Pneumonieprophylaxe.
Kontrakturenprophylaktische Maßnahmen müssen mehrmals täglich durchgeführt werden. Damit der Patient den Sinn der Maßnahme versteht und soweit wie möglich mithilft, informiert ihn die Pflegeperson über die Notwendigkeit des Übungsprogramms. Schmerzen sollten durch geeignete Maßnahmen (z.B. Kältepackungen) reduziert werden, um das "Bewegungstraining" zu erleichtern. Stark schmerzauslösende Übungen sind zu unterlassen.
Spezielle Maßnahmen zur Kontrakturenprophylaxe sind:
- Beobachten der Bewegung, um eine beginnende Bewegungseinschränkung rechtzeitig zu erkennen
- Mobilisieren, Bewegungsübungen
- Lagern in physiologischer Mittelstellung und Lagerung wechseln.
Weiter tragen zur Kontrakturenprophylaxe bei:
- Zusammenarbeit mit der Physikalischen Abteilung
- Ausreichende Schmerzmedikation (Arztanordnung!)
- Verzicht auf (Super-)Weichlagerung (wenn von der Dekubitusgefahr her möglich)
- Motivation des Patienten zu Aktivität
- Alternative Maßnahmen, z.B. Streichungen der Muskel-Antagonisten zur Spastikminderung (beispielsweise bei Beugespastik die Strecker aktivieren)
- Wohlüberlegter, gezielter Einsatz von Hilfsmitteln (z.B. Fuß-Aktivstütze gegen Spitzfuß und Versteifung des Kniegelenkes, Handexpander, Gummi-Noppen-Bälle zum Grifftraining, Strickleiter gegen eine Versteifung von Schulter-, Ellbogen- und Handgelenk usw.).
Beim Einsatz von Hilfsmitteln ist eine einseitige und dauerhafte Lagerung oder Anwendung zu vermeiden. Beispielsweise kann eine Knierolle einer Streckkontraktur entgegenwirken, aber durch langdauernden Einsatz möglicherweise eine Beugekontraktur auslösen.
Bei Patienten mit Halbseitenlähmung sind besondere Pflegeschwerpunkte zu beachten. Das Bobath-Konzept verhindert das Auftreten von Muskelspasmen und beseitigt so eine Hauptursache späterer Kontrakturen.
Beobachten der Bewegung.
Ein besonderes Augenmerk ist auf die Gelenkstellung und den Funktions-/Bewegungsumfang eines Gelenkes sowie auf Schmerzäußerungen des Patienten bei Bewegung zu richten.
Lagerung in Streck- und Beugestellung abwechseln.
Lagerung in Streckstellung verhindert die Verkürzung der
Beuger (= Flexoren), die Lagerung in Beugestellung umgekehrt die
Verkürzung der Strecker (= Extensoren). Die Beugestellung ist
kontraindiziert bei Verletzungen an der Beugeseite der Gelenke. Der
Patient ist zu informieren und liegt entweder in flacher
Rückenlage oder in der 30°-Lage. Bei Lagerung in Beugestellung
ist auch eine leicht erhöhte Oberkörperlagerung möglich.
Die Informationen stammen aus dem Buch "Pflege Heute" - Urban & Fischer Verlag - ISBN 3-437-55030-6
ast update: August 2001