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Dekubitusprophylaxe

Dekubitus (Druckgeschwür): Schlecht und langsam heilende Wunde infolge Minderdurchblutung bei fehlender Druckentlastung (kompressiv-ischämische Hautläsion). Keine eigenständige Krankheit, sondern meist durch Immobilität verursacht.
Dekubitusprophylaxe:
Gefährdungen erkennen
Geeignete Maßnahmen festlegen
Deren Wirksamkeit überprüfen.
Dekubitusentstehung

Bei der Dekubitusentstehung spielen drei Faktoren eine entscheidende Rolle:

  • Druck (Auflagedruck)
  • Zeit (Druckverweildauer)
  • Disposition (Risikofaktoren).

Erst wenn ein gewisser Druck über eine längere Zeit (zwei Stunden) bei einer bestehenden Disposition des Patienten besteht, kommt es zu einer Schädigung der Haut. Ein Faktor alleine führt nicht zum Dekubitus.

Druck

Die Durchblutung der Hautkapillaren wird behindert, sobald der Druck auf die Kapillaren größer ist als der mittlere Blutdruck in ihnen (etwa 25 -35 mmHg). Der Druck auf die Haut kann von außen oder von innen ausgeübt werden:

 

Zeit

Entscheidend ist, wie lange der Druck auf bestimmten Hautbezirken lastet. Wenn die Ernährung der Hautzellen weniger als zwei Stunden unterbrochen wurde, können sie sich wieder erholen. Bei länger anhaltendem Sauerstoffmangel sterben einzelne Zellen ab, es bildet sich eine Nekrose (Gewebstod).

Disposition
Vorsicht! Die Zeit bis zum Eintreten irreversibler Schäden kann deutlich unter zwei Stunden liegen, wenn die Haut bereits vorgeschädigt ist, z.B. durch Krankheiten, die:
Die Haut zusätzlich schädigen
Die Durchblutung der Haut (auch ohne Druck) verschlechtern
Die Druckentlastung behindern.

Die Haut wird z.B. geschädigt durch:

 

Die Haut wird schlecht durchblutet bei:

Die Druckentlastung wird behindert durch mangelnde Bewegung (Immobilität), Bettlägrigkeit (etwa bei Bewusstlosigkeit), Lähmungen wie Hemiplegie und durch therapeutische Ruhigstellung (Gips).

Weitere Risikofaktoren sind z.B.:

Gefährdete Körperstellen

Dekubitusgefahr besteht vor allem an Körperstellen, an denen sich zwischen Haut und darunterliegenden Knochen keine bzw. nur wenig Muskulatur befindet


Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe
Da Druck die Hauptursache für die Entstehung eines Dekubitus (Druckgeschwür) ist, hat die Entlastung gefährdeter Körperstellen oberste Priorität, z.B. durch:
Mobilisation
Lagerung
Lagewechsel.

Andere Vorkehrungen wie Hautpflege oder Durchblutungsförderung können Maßnahmen zur Druckentlastung zwar ergänzen, jedoch nicht ersetzen. Parallel dazu werden weitere Risiken soweit möglich ausgeschaltet, z.B. Inkontinenz oder Schwitzen.

Mobilisation

Der Patient sollte so bald als möglich mobilisiert werden. Zur Mobilisation eines Patienten gehört nicht nur das Aufstehen, sondern jegliche Bewegungsübungen (auch im Bett). Früh kann mit passiven Bewegungsübungen begonnen werden, die über assistive Übungen (die Pflegeperson führt und unterstützt) zu aktiven Übungen gesteigert werden. Werden diese Übungen in andere Pflegeabläufe (Ganzwaschung, Umlagerung) integriert, so erfordern sie einen - im Vergleich zum Nutzen - geringen Zeitaufwand.

Lagerung

Ziel der Lagerungen zur Dekubitusprophylaxe ist die Vergrößerung der Auflagefläche. Dadurch wird das Gewicht des Patienten auf eine größere Fläche verteilt, der Auflagedruck auf einzelne Körperstellen wird somit geringer. Es wird zwischen der Weich- und der Superweichlagerung unterschieden:

 

Weich- und Superweichlagerung führen jedoch zur Mobilitätseinschränkung und hemmen Spontanbewegungen des Patienten. Aus diesem Grund werden Patienten, die sich noch minimal bewegen, nicht zu weich gelagert.

 

Lagewechsel.

Genügen die Weich- und die Superweichlagerung nicht zur Dekubitusprophylaxe, muss der Patient in festen Zeitabständen umgelagert werden. Regelmäßiges Umlagern sorgt für eine zwischenzeitliche völlige Druckentlastung gefährdeter Hautbezirke. Die Patienten sollten mindestens alle zwei Stunden umgelagert werden, bei Risikofaktoren entsprechend häufiger. In der Regel kann zwischen Links- und Rechtsseitenlage und Rückenlage abgewechselt werden, nur wenige Patienten akzeptieren die Bauchlage.

Kann ein Patient wegen seiner Erkrankung (z.B. Hüft-TEP rechts, beispielsweise nicht auf die rechte Seite gedreht werden, wird alle zwei Stunden zwischen Linksseitenlage und Rückenlage gewechselt. Dadurch verkürzt sich allerdings die Erholungszeit der gefährdeten Hautbezirke auf die Hälfte.


Hautpflege

Hautpflege dient nur dem Schutz der Haut vor schädlichen Einflüssen, z.B. schützt die Hautpflege die Haut bei inkontinenten Patienten vor dem Stuhl oder Urin. Eine "Ernährung" der Haut von außen ist nicht möglich, so dass Cremes und Salben keine Handlungen ersetzen, die die Hautdurchblutung (also die Ernährung von innen) gewährleisten, z.B. Lagerung und Lagewechsel.

Da Intertrigo in einen Dekubitus übergehen kann, ist es wichtig, die Haut trocken zu halten.

Durchblutungsförderung

Zur Durchblutungsförderung der Haut können, wenn es der Zustand des Patienten erlaubt, warme Vollbäder mit Kohlensäurezusatz durchgeführt oder die Haut während der Körperpflege leicht massiert und anschließend abfrottiert werden.

Wirksamkeit überprüfen

Die Haut gefährdeter Patienten muss regelmäßig (mindestens ein- bis zweimal täglich) auf Rötungen kontrolliert werden. Gut dazu eignen sich die Körperpflege und das Betten. Eine Rötung der Haut, die bei Druckentlastung innerhalb etwa 20 Minuten nicht wieder verschwindet, ist erstes Zeichen eines beginnenden Dekubitus. Es ist wenig sinnvoll, auf etwaige Schmerzäußerungen des Patienten zu warten, weil vor allem diejenigen Patienten gefährdet sind, die aufgrund von Sensibilitätsstörungen nichts spüren und sich dann auch nicht selbst drehen (z.B. Diabetiker mit Polyneuropathie).

Ein Dekubitus ist eine gefürchtete Komplikation längerer Immobilität. Aus der Hauptursache "Druck" folgt: Oberstes Ziel ist die Druckentlastung gefährdeter Hautbezirke.
Eine regelmäßige Überprüfung, ob die geplanten und durchgeführten Maßnahmen ausreichen, sichert den Erfolg der Dekubitusprophylaxe.

Die Informationen stammen aus dem Buch "Pflege Heute" - Urban & Fischer Verlag - ISBN 3-437-55030-6

last update: 16. November 2000