Dekubitusprophylaxe | Pneumonieprophylaxe |
Kontrakturenprophylxe | Obstipationspropylaxe |
Soor- & Parotitisprophylaxe | Thromboseprophylaxe |
Mundhygiene: Alle Maßnahmen, die Zähne, Zahnfleisch, Zunge und Mundschleimhaut gesund erhalten. |
Je nach Pflegebedarf werden unterschieden:
Allgemeine Mundpflege: Unterstützung bei den täglichen Maßnahmen der Mundhygiene, die der Patient sonst selbst ausführen würde, z.B. Zähne putzen, Zahnprothese reinigen und Mund ausspülen (evtl. mit Munddusche)
Spezielle Mundpflege: Aufwendigere Mundpflege für Patienten, bei denen die allgemeine Mundpflege nicht ausreicht, um Erkrankungen vorzubeugen oder zu behandeln. Dies umfasst in der Regel die Soor- und Parotitisprophylaxe sowie je nach vorliegenden Erkrankungen der Mundhöhle weitere Pflegemaßnahmen.
Dreh- und Angelpunkt richtiger Mundhygiene: mindestens dreimal täglich - am besten nach den Mahlzeiten - drei Minuten lang Zähne putzen - auch im Krankenhaus. |
Eine zusätzliche Zahn- und Mundpflege ist beispielsweise
nach Erbrechen angezeigt, um den unangenehm sauren Geschmack aus dem
Mund zu entfernen, so dass sich der Patient wieder wohler fühlt.
Zahnbürste mit kurzem Bürstenkopf und abgerundeten Borsten (sonst drohen Verletzungen des Zahnfleisches). Naturborsten sind ein Bakterienreservoir und deshalb nicht empfehlenswert. Patienten mit hoher Blutungsgefahr sollten eine weiche Zahnbürste benutzen oder den Mund nur ausspülen
Zahnpasta zur mechanischen Reinigung der Zähne und als zusätzlicher Kariesschutz
Mundwasser. Es unterstützt die Wirkung des Zähneputzens (ersetzt es aber nicht), verhindert Zahnbelag und erfrischt. Medizinische Mundwasser werden nur auf Anordnung verwendet.
Zahnseide zum Entfernen der Zahnbeläge zwischen den Zähnen. Alternativ kann eine spezielle Zahnbürste, die Interdentalzahnbürste, eingesetzt werden, die wesentlich schmaler als eine normale Zahnbürste ist.
Den Patienten informieren und oben genannte Pflegemittel sowie einen Becher Wasser und eine Nierenschale richten. Bei selbständigen Patienten das Material in Reichweite stellen, so dass der Patient die Zähne selbst putzen kann.
Bei immobilen Patienten den
Oberkörper hoch lagern (falls keine Kontraindikationen bestehen)
und ein Handtuch auf den Hals-Brustbereich legen. Die Mundhöhle
inspizieren. Den Mund mit Wasser ausspülen lassen. Den Patienten
auffordern, die Schneidezähne aufeinanderzusetzen und die Lippen
zu spreizen. Die Bürste unter leichtem Druck mit kleinen
kreisenden Bewegungen über Zahnfleisch und Zähne führen;
von "rot nach weiß" und von hinten nach vorne putzen. Danach den
Mund wie ein "brüllender Löwe" öffnen lassen und die
Innenflächen vom Zahnfleisch zum Zahn hin putzen, wieder an den
hinteren Zähnen beginnen. Die Kauflächen mit kräftigen
Bewegungen bürsten. Richtiges Zähneputzen dauert drei
Minuten. Zum Abschluss den Mund spülen lassen, dabei wird das
Wasser durch die Zähne gepresst.
Für den Patienten mit "dritten Zähnen" ist eine konsequente Reinigung der Zahnprothese notwendig, um die Funktion und das Aussehen der Zahnprothese zu erhalten sowie Plaquebildung und bakterielle Besiedelung der Prothese zu verhindern.
Manchen Patienten ist es unangenehmen, eine Zahnprothese zu tragen. Sie schämen sich ohne Prothese, weil dies die Gesichtszüge stark verändert und sie älter aussehen lässt. Deshalb den Patienten möglichst die Zahnprothese selbst reinigen lassen und die Prothese erst kurz vor Operationen und Untersuchungen entfernen (lassen).
Beim Reinigen der Zahnprothese beachten:
Prothese(n) zum Reinigen aus dem Mund nehmen (lassen) und in eine Prothesenschale legen. Die Prothesenschale verfügt über einen Einsatz, der beim Herausnehmen ein problemloses Abspülen der Prothese ermöglicht
Vor dem Reinigen der Zahnprothese das Waschbecken mit Wasser füllen, damit die Prothese beim versehentlichen Fallenlassen "weich" fällt und nicht zerbricht
Prothese unter fließendem Wasser mit Bürste reinigen, evtl. auf Wunsch des Patienten in Prothesenreinigungsmittel einlegen. Wurde ein zusätzliches Reinigungsmittel verwendet, muss die Prothese gründlich abgespült werden
Patienten vor Einsetzen der Zahnprothese spült den Mund mit Wasser ausspülen lassen
Hat der Patient noch eigene Zähne, diese vor dem Einsetzen putzen.
Um Verformungen des Kiefers vorzubeugen, wird empfohlen, die Prothese auch nachts zu tragen. Manche Patienten sind es aber gewohnt, sie nachts zu entfernen.
Prothesen nie in Zellstoff oder Papiertücher einwickeln, damit sie nicht versehentlich weggeworfen werden. Bei verwirrten und immobilen Patienten die Prothesenschale beschriften, um Verwechslungen auszuschließen. |
Durch die Mundspülung mit Wasser oder Tee werden Speisereste aus der Mundhöhle entfernt und die Mundschleimhaut feucht gehalten (Lösungen zur Mundspülung.
Mundspülungen nur bei Patienten mit vollem Bewusstsein und erhaltenem Husten- und Schutzreflex vornehmen. |
Effektiver ermöglicht die Munddusche durch
einen feinen, kräftigen Wasserstrahl die Reinigung der Zähne
und die Massage des Zahnfleisches. Mundduschen sind aber schwierig zu
reinigen und zu desinfizieren und werden daher selten im Krankenhaus
eingesetzt.
Spezielle Mundpflege: Maßnahmen der Mundhygiene bei Patienten, bei denen die allgemeine Mundpflege nicht ausreicht. |
Die Indikationen für die spezielle Mundpflege werden eng gestellt, da sie für den Patienten unangenehm ist. Eine spezielle Mundpflege ist z.B. notwendig bei:
- Unwirksamer Mundhygiene
- Verminderter oder fehlender Speichelproduktion durch reduzierte Kautätigkeit
- Trockener Mundschleimhaut bei Mundatmung, Sauerstoffverabreichung, ungenügende Flüssigkeitszufuhr oder Nahrungskarenz
- Zerstörung der physiologischen Mundflora durch Medikamente wie Antibiotika und Zytostatika
- Erkrankungen der Mundhöhle
- Schlechtem Allgemeinzustand.
Bei diesen Patienten wird die
Mundhöhle mindestens einmal täglich auf wunde Stellen,
Läsionen, Blutungen und Wirksamkeit der Pflegemaßnahmen
inspiziert, die Ergebnisse werden dokumentiert
Materialien
Ein Mundpflegeset besteht aus:
- Péan-Klemme oder Plastikklemme
- Kleine Kompressen oder Kugeltupfer in einem abgedeckten Behälter
- Becher mit Mundpflegelösung
- Nierenschale.
Zusätzlich evtl.:
- Zellstoff
- Holzspatel
- Taschenlampe
- Abwurfbeutel
- Salbe für die Lippen
- Handschuhe
- Zahnbürste.
- Patienten über Vorgehensweise informieren und zur Mithilfe auffordern
- Kleidung durch ein Handtuch schützen
- Mundhöhle mit Taschenlampe und Spatel inspizieren
- Beim bewusstseinsklaren Patienten vor der Mundpflege Zähne putzen
- Um Verletzungen der Mundschleimhaut und Zähne zu vermeiden, den Tupfer so in die Péan-Klemme einspannen, dass er die Greifbacken und die Spitze der Klemme umfasst
- Tupfer in die Mundpflegelösung tauchen und am Becherrand ausdrücken
- Patienten auffordern, den Mund zu öffnen
- Mundhöhle sorgfältig auswischen (Zähne, Wangeninnenfläche, Wangentaschen, harter Gaumen und Zunge, auch unter der Zunge)
- Immer von hinten nach vorne wischen, um einer Keimverschleppung vorzubeugen
- Weichen Gaumen (wenn überhaupt) zuletzt auswischen, da Brechreizgefahr besteht
- Bei jedem Wischvorgang frischen Tupfer verwenden
- Falls keine Aspirationsgefahr besteht, Mund ausspülen (lassen)
- Lippen mit Salbe/Fettstift eincremen
- Maßnahme und Beobachtungen dokumentieren
- Mundpflegeset täglich erneuern.
Der Finger passt sich besser der Mundhöhle an als Klemme und Tupfer, so dass keine Verletzungsgefahr des Patienten besteht, falls er nicht kooperativ ist. Vorher ist der Patient nach seinem Einverständnis zu fragen. Allerdings kann es bei dieser Methode zu Bissverletzungen des Fingers kommen.
Beim Auswischen der Mundhöhle beachten: Bei bewusstlosen Patienten besteht die Gefahr, dass Flüssigkeiten in die Luftröhre gelangen (Aspiration). Deshalb Absauggerät bereithalten |
Bei Patienten mit einer Lysetherapie (gerinnungsauflösende Therapie) keine Klemmen benutzen, da Blutungsgefahr besteht Bei Alkoholkranken keine alkoholhaltigen Mundpflegelösungen wie Hexoral® oder Doreperol® benutzen. |
Pflegeplan für spezielle Mundpflege:
Pflege- problem |
Pflegeziel | Pflegemaßnahmen |
Trockener Mund | Feuchte Mundschleimhaut |
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Trockene Lippen, Rhagaden |
Geschmeidige Lippen |
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Schleimhautbeläge | Belagfreier Mund |
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Borkige Zungenbeläge |
Borkenfreie Zunge |
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Zäher Speichel, Verminderte Speichelproduktion | Anregung der Speichelproduktion |
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Schmerzen, Brennen im Mund | Beschwerdefreiheit, Linderung der Schmerzen |
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Läsionen von Schleimhaut, Zahnfleisch und Zunge | Intakte Mundschleimhaut |
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Soor- und Parotitisprophylaxe werden oft in einem Atemzug genannt, weil die Pflegemaßnahmen zur Vorbeugung beider Erkrankungen ähnlich sind. Dennoch handelt es sich um zwei verschiedene Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen. Die Soorinfektion ist mit Abstand die häufigere der beiden.
Soorprophylaxe umfasst: Die Gefahr einer Soorpilzinfektion der Mundhöhle einzuschätzen Geeignete vorbeugende Maßnahmen zu planen Entsprechend zu handeln und den Erfolg auszuwerten. |
Normalerweise herrscht in der Mundhöhle ein Gleichgewicht verschiedenster Bakterien und Pilze (Mundflora), die sich gegenseitig so in ihrem Wachstum hemmen, dass keines überhand nimmt und das Anwachsen anderer Keime verhindert wird. Zusätzlich reinigt der Mundspeichel die Mundhöhle. Wird dieses Gleichgewicht gestört, kommt es leicht zur Soorpilz-Infektion. Candida albicans ist ein sehr verbreiteter Keim, der sich häufig auf einer vorgeschädigten Mundschleimhaut ansiedelt. Eine Soorpilzinfektion der Mundschleimhaut ist an sich harmlos. Falls die Ursache nicht beseitigt wird, sind jedoch ein chronischer Verlauf oder eine absteigende Soorinfektion der Speise- oder Atemwege möglich.
Die Gefahr einer Soorpilzinfektion in der Mundhöhle besteht bei folgenden Risikofaktoren:
- Mundtrockenheit: Bei Nahrungskarenz (mangelnder Speichfluß) oder pathologischer Atmung durch den offenen Mund (nasal eingeführte Sonden, Atemnot, Sterbende)
- Störung der Mundflora: Bei Antibiotikatherapie Abwehrschwäche, Vorerkrankungen der Mundhöhle oder einseitiger Ernährung (Zucker erhöht das Pilzrisiko).
Pflegemaßnahmen, welche die normalen Abwehrfunktionen der Mundhöhle fördern und stärken, sind:
- Regelmäßige Mundhygiene, um Speisereste zu entfernen
- Mundschleimhaut feucht halten
- Speichelfluss anregen
- (Auf Arztanordnung) prophylaktisch ein lokales Antimykotikum geben.
Die Soorprophylaxe war erfolgreich, wenn: die Mundschleimhaut (wieder) feucht-rot die Mundhöhle (wieder) frei von Schleim oder Speiseresten und die Zunge (wieder) frei von Belägen ist. |
Parotitisprophylaxe umfasst: Die Gefahr einer Entzündung der Ohrspeicheldrüsen einzuschätzen Geeignete vorbeugende Maßnahmen zu planen Entsprechend zu handeln und den Erfolg auszuwerten. |
Drei Speicheldrüsen(paare) bilden den Mundspeichel und geben ihn kontinuierlich an die Mundhöhle ab. Beim Essen wird der Speichelfluss deutlich gesteigert. Normalerweise können keine Bakterien in die Ausführungsgänge der Speicheldrüse eindringen und dort eine Entzündung verursachen, sie würden sofort herausgespült. Bei längerer Nahrungskarenz oder erheblichem Flüssigkeitsmangel können jedoch Bakterien in die Speicheldrüsen gelangen: Eine stark schmerzhafte Entzündung meistens der Ohrspeicheldrüse einer Seite (Parotitis) ist die Folge. Die Speicheldrüse schwillt dabei deutlich sichtbar an.
Um "das Übel an der Wurzel zu packen", also den Grund für die Parotitisgefahr zu beseitigen, wird der Speichelfluss angeregt:
- Kaugummi oder Brotrinde kauen oder Zitronenscheiben lutschen lassen. Bei Patienten mit Nahrungskarenz Mundhöhle mit Glycerin-Lösung auswischen (Glycerin-Lösung einige Tropfen Zitronensaft zusetzen).
Die Parotitisprophylaxe war erfolgreich, wenn: Der Speichel ohne Stau kontinuierlich fließen kann Die Ohrspeicheldrüsen weder schmerzen noch geschwollen sind Der Patient schmerzfrei kaut. |
Die Informationen stammen aus dem Buch "Pflege Heute" - Urban & Fischer Verlag - ISBN 3-437-55030-6
last update: August 2001