Alterstheorien
Disengagementtheorie 1961
Lösung von Bindung zw. Individuum und der Gesellschaft.
Wechselseitiger Rückzugprozess von der Gesellschaft bedingt und
von der Person gewollt. Wenn das Individuum DE nicht will, aber die
Gesellschaft, kommt es zu DE. Verlust von Fähigkeiten. Die
Reduzierung sozialer Kontakte und die Verminderung von Interaktionen
würde für den alten Menschen eine zunehmende Freiheit
bedeuten, da er weniger Normen unterworfen wäre. Diese Annahmen
sind heute widerlegt und werden kräftig kritisiert.
Aktivitätstheorie 1962
Der alternde Mensch will sozial aktiv sein und strebt soziales
Teilhaben an. Ressourcenorientiertes Arbeiten. Wer aktiv ist, ist
zufrieden. Der Mensch ist nur glücklich und zufrieden, wenn er
aktiv ist, etwas leisten kann, Aufgaben hat und gebraucht wird.
Kontinuitätstheorie 1971
Im Alter werden die ein Lebenslang erworbenen Handlungsmuster
fortgesetzt. Anwendungen vertrauter Strategien an vertrauten
Schauplätzen des Lebens.
Stigmatheorie 1978
Alter ist ein Stigma = Aussatz. Diese Theorie weißt auf negative
Zuschreibungen im Zusammenhang mit dem Alter hin. Altersstereotyp
besteht, wenn Menschen aufgrund ihres kalendarischen Alters bestimmte
Rollen, Verhaltensweisen & Eigenschaften zugesprochen werden. Sie
können zwar grundsätzlich positiv oder negativ sein. Negativ:
Hilfsbedürftigkeit, Passivität, Intoleranz, Gebrechen,
psychischer Abbau.
Austauschtheorie 1987
Soziale Interaktion auf ständigen Austausch von materiellen und
nichtmateriellen Gütern. Dabei werden die Älteren in diesem
Tausch in einer schlechteren Position gesehen.
Bifurkationstheorie 1998
Wer rastet der rostet, wenn ich mich mehr anstrengere in der Jugend,
dann habe ich im Alter einen Vorsprung gegenüber einen anderen.
(Ausschöpfung des eigenen Potentials.)
SOK-Theorie
S=Selektion O=Optimieren K=Kompensation
3 Gründe für die Verbesserung der Alterssituation
Wissen und Kenntnis über das Alter und Altern . Damit kann ein neg. Altersbild verändert werden.
Je älter man wird, desto positiver wird die Einschätzung zum eigenen Alter
Durch Erfahrung mit alten Menschen.
Kalendarische Alter
= Geburtsdatum; Das k.A. ist für den tatsächlichen Verlauf des Altwerdens jedoch nicht von unmittelbarer
Bedeutung. Das k.A. dient der Organisation von gesellschaftlichen Abläufen. Es dient als Orientierungspunkt.
Biologische Alter
Nachlassende Fähigkeit des Körpers, Schädigung und Funktionsstörungen des Organismus zu beheben oder
aufzufangen. Diese biolog. Veränderungen verlaufen bei jedem Menschen unterschiedlich.
Psychologische Alter
Die geistige Leistungsfähigkeit im Alter nimmt nicht in dem Maße ab, die man ihr unterstellt. Geistige
Veränderungen entspringen meist einen Krankheitsbild. Psychische Veränderungen hängen vielmehr von
Schicksalen, Ereignissen und sozialen Faktoren ab, als vom Alter.
Soziologisches Alter
Gesellschaftliche Faktoren prägen und beeinflussen das soziale Handeln von alten Menschen.
Durch die Kommunikation und Medien werden Bilder mit dem Alter assoziiert und an die Alten herangetragen.
Altsein ist somit eine soziale Position an die Erwartungen geknüpft sind.
Wie entsteht ein Altersbild?
In unserer Gesellschaft besteht ein vorwiegend negatives Altersbild
Ein Altersbild entsteht durch Wahrnehmung, Annahme, Vorstellungen und Darstellungen des Alters.
Die Medien prägen auch das Altersbild
Durch den persönlichen Kontakt zu alten Menschen.
Gründe für das "Altern in der Gesellschaft"
* Die Zahl der über 60 jährigen nimmt stark zu à Wächst bis zu 1/3 der Gesamtbevölkerung.
* Geringere Geburtenrate
* Zeit zwischen Berufsaufgabe und Tod wird immer länger. Einteilung in die jungen Alten & alten Alten
* Die Alten schauen jünger aus und gehen früher in Pension
* 2/3 der Alten sind Frauen (Feminisierung)
* Der Anteil der Alleinlebenden nimmt stark zu (Singulisierung). Mehrere Generationen leben
nebeneinander. Die jüngere Generation hat nur 1 Kind.
* Die Gruppe der über 80 jährigen nimmt zu. Sie sind Hilfe- und Pflegebedürftig (Hochaltrigkeit)
Was verbringt sich hinter dem Schlagwort "Generationenkonflikt"? Führen leere Staatskassen, Arbeitslosigkeit und die Entwertung von Erfahrungswissen im Zuge des rasanten gesellschaftlichen Wandels zu einem Kampf zwischen "Älteren" und "Jüngeren"? Eines ist sicher: Das alte Sprichwort "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" gehört verschrottet. Zum Konzertpianisten oder Olympiasieger im Geräteturnen wird man es mit 40 zwar nicht mehr bringen, aber sonst ist noch ganz schön viel drin.
Offene Frage der Pensionen
Haben die heute 20 - bis 30-jährigen wirklich Grund, sich vom
wachsenden Bevölkerungssegment der Alten in ihrer eigenen
Zukunftssicherung bedroht zu fühlen? Ja, meinen die einen, denn
künftig werden immer weniger junge Menschen für immer mehr
alte Menschen aufkommen müssen, ohne dass die Jungen in den Genuss
einer auch nur annähernd so umfassenden staatlichen
Altersversorgung kommen, wie sie derzeit existiert. Nein, meinen die
anderen. Von vorübergehenden Einbrüchen abgesehen wird die
Wirtschaft weiter wachsen, damit das Niveau der Löhne und der
Pensionsbeiträge steigen. Die Pensionsbeiträge würden
wohl einige Prozente mehr ausmachen und man würde nicht mehr mit
durchschnittlichen 78 Prozent des letzten Gehalts in den Ruhestand
treten - hier liegt Österreich ohnehin weit über dem
internationalen Durchschnitt - sondern mit etwas weniger. Absolut
gesehen wird es aber eine Verbesserung geben. Die Pensionen würden
- so wie die Gehälter - höher sein.
Der blaue Planet wird immer grauer - an diesen Befund ist nicht zu
rütteln. Mit der Jahrtausendwende beginnt die beispiellose
Jugendwelle der sechziger und siebziger Jahre als Altenwelle
anzubranden: Derzeit leben 1,6 Millionen über 60-jährigen in
Österreich, im Jahr 2030 werden es 2,8 Millionen sein - das ist
immerhin ein Drittel aller Österreicher und
Österreicherinnen. In drei Jahren wird es mehr Berufstätige
über 45 Jahren geben als darunter.
Der Grund für dieses Phänomen: Nie waren die westlichen
Industrieländer "fruchtbarer" als zwischen 1946 und 1964. In den
USA wurden während dieser 18 Jahren 78 Millionen Menschen geboren:
die Babyboomer. Das verändert die Altersverteilung grundlegend.
Noch vor wenigen Jahrzehnten hatte die Bevölkerungspyramide durch
Überwiegen der jungen Jahrgänge noch einen breiten, stabilen
Sockel. Heute hat sich diese Pyramide umgekehrt.
An die Spitze dieser demographischen Revolution stehen jene, die jetzt
Mitte 50 sind. Auf der einen Seite gehören sie zum "alten Eisen",
werden gefeuert oder gemobbt; auf der anderen Seite sind sie die
"jungen Alten", die gesund und wohlhabend mit einer so hohen
Lebenserwartung rechen können wie keine Generation vor ihnen. Die
so alt werden, kennen die Weltwirtschaftskrise nur aus
Schulbüchern, an den Zweiten Weltkrieg haben sie kaum oder gar
keine Erinnerung. Sie wuchsen auf in Wachstum und Wohlstand, haben
Materialismus und Individualismus so verinnerlicht wie ihre Eltern
Mangel und Familiensinn.
Die Langlebigkeit verschärft den Generationenkonflikt. Wer mit
zunehmendem Alter die Leistungsnormen nicht mehr erfüllt, erlebt
den Übergang in den Ruhestand als krassen Einschnitt. Die Alten
müssen den Jungen schneller weichen. Und der einst gewonnene
Erfahrungsvorsprung der Alten wird durch den schnellen Fortschritt
nahezu bedeutungslos. Wird er das wirklich? Die Großeltern von
heute als pragmatisierte Pessimisten?
Umfragen belegen ein gereiztes Klima zwischen den Generationen. Unsere
Infogesellschaft verändert sich bekanntlich mit der
Geschwindigkeit eines Mausklicks: Was am Morgen gilt, kann am Abend
schon wieder hinfällig sein. Dieser mobile Imperativ
begünstigt naturgemäß die jungen Menschen, die ihren
Lebensstil ebenso schnell wechseln wie ihre T-Shirts.
Die ältere Generation wiederum fühlt sich zu Unrecht an den
Pranger gestellt. Haben wir nicht ein Leben lang genug gerackert, die
Wirtschaft zu Höchstleistungen angekurbelt und damit die
Grundlagen für den Wohlstand der Jungen gelegt? Schulden uns die
Jungen nicht Dankbarkeit und Solidarität?
In gewissen Bereichen werden die Älteren schon stärker, z.B.
als Konsumenten. Zukunftsforscher prophezeien, dass sich Werbung und
Wirtschaft um die Turborenten reißen werden. Möglicherweise
sind sie bald begehrter als die jetzt favorisierte Zielgruppe der 14-
bis 49-jährigen.
Lebensmüdigkeit und das Aus-dem-Leben-gleiten setzten heute
später ein. Die Grenzen des Alterns haben sich eindeutig
verschoben und die Gruppe der 60 - 80-jährigen muss heutzutage
eine andere Rolle spielen, als noch vor zwanzig Jahren. Die Grenzen
können sich noch weiter verschieben, denn die medizinische
Wissenschaft bleibt nicht stehen. Kommende Generationen der "Jungen
Alten" werden gesünder, besser ausgebildet, selbstbewusster und
leistungsfähiger sein als die Pensionisten von heute.
Nicht nur die Bevölkerungspyramide, auch die Muster haben sich
verkehrt. Das Jungsein gehört den Jugendlichen schon lange nicht
mehr allein.
Der Kampf um den Arbeitsplatz
Pech hatte die Baby-Boom-Generation. Das Überangebot an
Arbeitskräften ließ die Angebote deutlich magerer werden.
Die Bedingungen wurden im Vergleich zu älteren Beschäftigten
weniger großzügig.
Zumindest was die Konkurrenz um die Jobs betrifft, könnte es der
Nach-Baby-Boom-Generation, die gerade in den Arbeitsmarkt eintritt,
besser gehen. Arbeitskräfte dürften bald, nämlich ab
2003 oder 2004, Mangelware werden. Die lebenslangen, sicheren
Anstellungen werden aber ein immer seltenerer Vogel. Die Entwicklung
geht in Richtung einer flexiblen Wirtschaft, die Frage ist nur, wer die
Last trägt. In Zeiten höherer Arbeitslosigkeit sind es eher
die Beschäftigten, die Flexibilität wird ihnen nicht
finanziell abgegolten. Sind Arbeitskräfte knapp, kehrt sich das
natürlich um.
Jede Generation ihre Stärken
Jüngere
Tendenziell neugieriger, offener, möchten viel verändern,
rasch viel schaffen; haben neue Ideen, lernen schnell - tun aber alles
eher unreflektiert
* Fluide Intelligenz (Umstellungsfähigkeit, Wendigkeit)
* Kurzzeit-Gedächtnis
* Merkfähigkeit
* Körperliche Leistungsfähigkeit
Ältere
Eher selektiv in den Wahrnehmungen und weniger enthusiastisch;
dafür steigt die soziale Kompetenz und die Fähigkeit,
strategische Aufgaben zu lösen.
* Kristallisierte Intelligenz (Urteils- und Entscheidungsfähigkeit)
* Lebenserfahrung (Geübtheit)
* Übersicht (Erfassen von Sinnzusammenhängen)
* Gelassenheit (Ausgeglichenheit)
"Wozu brauche ich das noch?" - Lebensziel Frühpension
Das Bild des "starren Älteren" wird nicht zuletzt auch deshalb
Wirklichkeit, weil an die Älteren keine Erwartungen mehr gestellt
werden. Bei einem Drittel der über 50-jährigen ist eine
körperliche Überforderung und geistige Unterforderung
festzustellen. Das führt zu einem erhöhten Cortisolspiegel im
Körper und der nacht letztlich starr, borniert und abgestumpft.
Typische Verteilung der Fortbildung in einem Betrieb: 90 % kommt den
25- bis 35-jährigen zu Gute. Läppische 10 % den über
40-jährigen und das betrifft einerseits Führungskräfte
und andererseits die gesetzlich vorgeschriebenen Veranstaltungen wie
Sicherheitsmaßnahmen. Kein wirklicher Beitrag zur Entwicklung der
Persönlichkeit. Wenn jemand 20 Jahre lang immer nur das Gleiche
machen durfte ohne sich entwickeln zu können, wenn der Arbeitgeber
nichts erwartet, dann setzt sich in den Köpfen der Arbeitnehmer
natürlich die Frühpensionierung fest.
Was Altern sein kann
Die körperlichen Fähigkeiten nehmen ab, die psychischen Fähigkeiten bleiben gleich und die geistig-zozialen Fähigkeiten nehmen zu. Europa ist der älteste Kontinent. Es ist notwendig, eine positive Vision zu entwickeln. Es ist möglich, bis ins Alter von 70, 80 Jahren ein aktives, erfülltes Leben zu führen.
Unterm Strich
* Jedes Alter hat seine Stärken - man muss sie nur sehen, hören und anhören.
* Jung und alt sind im Team besser als unter sich.
* Derzeit ist die Arbeitswelt aus leistungstechnischen Gründen auf die Jungen ausgerichtet
* Die JETZT Älteren müssen sich das "Lebenslange Lernen"
bewusst aneignen, da sie ja noch nicht damit aufgewachsen sind.
Lösungsvorschläge des Generationsvertrag
* Verstärkte Zuwanderung
* Förderung der Geburtenanzahl
* Erhöhung der Pensionsbeiträge
* Einschränkung der Frühpensionierung
* Anhebung des Pensionsalters
* Private Vorsorge
Altersbilder im Wandel der Geschichte
In der frühen Neuzeit (16 Jhd), in der Zeit der Kriege &
Epidemien (Pestwelle) wurde das Alter gleichgesetzt mit Jammern,
Zerfall und Vorstufe des Todes. Die Alten waren Ziel gesellschaftlichen
Spotts. Sie waren kein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft. In der
Malerei wurde das Alter als "Knochenmann" gezeigt.
In der Zeit der Aufklärung (Mitte des 18 Jhd) profitieren die
Alten vom Zeitgeist der Höflichkeit und werden geachtet. Der
Mensch setzt sich gegen den Tod zur Wehr. Streben der Alten nach
Unabhängigkeit von der nachfolgenden Generation. Sie hatten eine
soziale Stellung mit hohem Prestige, die sich im Besitz von Land und
Hof befanden. Besitz war die Voraussetzung für die Gründung
von Familie.
Im 19 Jhd. (Industrialisierung) kam es zu einer Konfliktbeziehung. Die
Alten verloren Macht und Einfluss. Die Möglichkeit, die die
expandierende Industrie den Jungen eröffnete verringerte deren
Abhängigkeit von den Alten. Sie können nunmehr eine eigene
Familie gründen. Die Alten wurden zur Last.
Ab dem 20 Jhd. (Hochindustrialisierung) mussten die Alten dem
leistungsstarken, dynamischen Jungen Platz machen. Alter ist Krankheit,
Verschleiß und Abnutzung. Die Alten werden nicht mehr in ihrer
Traumwelt platziert sondern in der Wirklichkeit.
Die Mehrheit alter Menschen war bis ins 20 Jhd. Hinein gezwungen bis an
ihr Lebensende zu arbeiten. Die eigene Arbeitskraft war die Sicherung
des Lebensabends. Das Streben der Alten in der vorindustriellen Zeit
war nach Unabhängigkeit.
Was ist altern?
Der Begriff "alt" selbst ist sehr schillernd und kann positiv und
erstrebenswert oder negativ und ablehnend bewertet werden. Ist eine
naturhafte Veränderung des Lebendigen, die durch Verluste &
Einschränkungen gekennzeichnet ist. Altern ist ein irreversibler
Vorgang,
aber beeinflussbar ist, durch die Lebensgeschichte, die
Umgebungsbedingungen und den Mitmenschen entscheidend geprägt
wird.
Es gibt keine eindeutig Definition des Alters. Niemand weiß genau, wann das Altern beginnt.
Das Alter ist etwas Individuelles. Das "Alter" ist keine Diagnose.
Soziales Altern unterscheidet sich vom biologischen und psychologischem Altern.
Bei alten Menschen in Pflegeheime haben die Verluste und der Abbau eine größere Bedeutung als bei anderen Menschen.
Die neuen Alten?
Gekennzeichnet durch die Merkmale Hochaltrigkeit, frühe Entberuflichung, Feminisierung und Verjüngung.
Die jungen Alten werden in vielfacher Hinsicht Bestimmungsfaktor gesellschaftlicher Entwicklung werden.
Das sind die Alten, die sich, aufgrund ihrer besseren wirtschaftlichen
Situation im Alter, zum Teil anders verhalten als gleiche
Alterskohorten in der Vergangenheit.
Altersstereotyp besteht, wenn Menschen lediglich aufgrund ihres
kalendarischen Alters bestimmte Eigenschaften Verhaltensweisen oder
Rollen zugeschrieben werden. Die negative Einstellung im Hinblick auf
alte Menschen beruht auf der Auffassung, dass mit hohem Lebensalter
Hilfebedürftigkeit, Passivität, Intoleranz, körperliche
Gebrechlichkeit und psychischer Abbau so gut wie zwangsläufig
verbunden sind. Die neuen Alten zeigen wirtschaftliche Potenz,
Unabhängigkeit, Mobilität.
Wann ist man alt?
Das durchschnittliche Lebensalter hat sich in den letzten 100 Jahren
verdoppelt. Es gibt kein Symptom und kein typisches Merkmal nach
welchem man das Alter eines Menschen bestimmen kann. Sogar Krankheit
und Behinderungen können Menschen schon in jüngeren Jahren
ereilen. Ganz jung sind eigentlich nur die Neugeborenen. Schon am 2.
Tag gehören sie zu den "Älteren". Manche Jungen haben schon
sehr früh weisse Haare und manche Alte noch sehr dunkle.
In der Altersforschung teilt man heute die "Alten" immer mehr ein in
die "jungen Alten"à aktiven, engagierten, und in die "alten
Alten" à hilfs- & pflegebedürftig. Nicht nur das
Aussehen kann sehr täuschen, sondern auch die
Leistungsfähigkeit von Körper und Geist lassen sich in vielen
Fällen nicht auf das Alter rückschließen. Entscheidend
ist nicht die Anzahl der Jahre, sondern das, was man tut. Alter ist
keine Diagnose. Altern ist ein normaler Prozess. Jeder alte Mensch ist
ein Individuum.
Altersbilder
Bilder sind subjektiv, können sich verändern und von anderen
Menschen beeinflusst sein. Bilder vom Menschen bilden nie den ganzen
Menschen ab. Die Menschen verändern sich bis zu ihrem Tod. Die
Altersbilder erzeugen neue Wirklichkeiten, die sich
z.B. in Vorurteilshaltung gegen das Alter niederschlägt. (ageism).
Wie entsteht ein Altersbild?
* Durch die Darstellung des Alters und der alten Menschen in der Jugendliteratur, religiöser Literatur etc.
* Durch persönlichen Kontakt zu alten Menschen (innerhalb der Familie, Freundeskreis)
* Darstellung des Alters und der alten Menschen in Medien (TV, Werbung, Zeitung)
* Durch die Selbstdarstellung älterer Menschen in unserer Gesellschaft
* Durch die Repräsentanz älterer Menschen in unserer Gesellschaft.
Familienformen
Die vorindustrielle Wirtschaftsform war die der "Großfamilie",
bzw. die des "ganzen Hauses". In dieser Lebens- und Arbeitsgemeinschaft
wurden ältere Angehörige mitbeschäftigt, versorgt und
gepflegt. Bei den Bauern wurde der Hof mit ca. 60 Jahren
übergeben, die Haushalte der Jung- und Altbauern waren ab diesem
Zeitpunkt getrennt (formal und auch teilweise lokal). Wenn der
"Altenteiler" noch dazu in der Lage war, blieb er in die Produktions-
und Familiengemeinschaft integriert (Feld/Hofarbeit, Betreuungspersonen
für die Nachkommen). Abhängiger von der Gunst der Obrigkeit
waren Arbeiter. Wurde z.B. das Gesinde alt und zudem
leistungsunfähig, so war es auf die Gnade der Bauern angewiesen
oder gehörte zum Armenpotential der ländlichen Regionen.
Handwerksmeister konnten ihren Beruf meist bis zum Lebensende
ausführen. Frauen blieb die Möglichkeit bei Verwitwung wieder
zu heiraten, was je nach Grad der Anerkennung des Verstorbenen und
vorhandenen des Vermögens recht einfach oder nicht minder
schwierig war. Allenfalls blieb ihnen die Möglichkeit bei den
Kindern zu wohnen, oder sich in ein "Bürgerspital" einzukaufen.
Gesellen, die die Meisterwürde nie erreichten arbeiteten an der
Armutsgrenze als Tagelöhner oder wurden von ihrem Meister im Haus
behalten. Vorindustrielle Lohnarbeiter (Bauarbeiter, städtische
Bedienstete, etc,) waren im Alter, wenn sie nicht mehr arbeiten konnten
auf die öffentliche Wohlfahrt ("Armenpflege") angewiesen oder sie
bettelten.
Altenhilfe im Mittelalter
Ausserfamiliale Altenhilfe entstand bereits im Mittelalter. In den
Städten wurden kirchliche und bürgerliche Spitäler
errichtet, in denen Altenheim und Krankenhaus zusammengefasst waren.
Hilfsbedürftige wurden dort verpflegt (Arme, Kranke und Alte).
Alte mussten dafür dennoch Geld bezahlen. Entweder durch eine
einmalige Zahlung (Pfründekauf) oder durch Almosen. Gegen Ende des
MA entstanden in Form von Stiftungen Armenwohnungen, in denen meist
alte Menschen unentgeltlich wohnen konnten.
Veränderungen aufgrund der Industrialisierung
In der vorindustriellen Zeit wurden alte Menschen geschätzt,
aufgrund ihrer Erfahrungen und ihres eventuellen Wohlstandes und
Besitzes, was sich z.B. in Funktionen wie dem "Ältestenrat"
zeigte. Mit der Industrialisierung setzte das Leistungsprinzip ein. Die
Großfamilie, bzw. die des "ganzen Hauses", verlor ihre Bedeutung
aufgrund der Trennung des Arbeits- und Familienbereiches. Dadurch
traten alte Menschen in den Hintergrund, da das Erbe an Bedeutung
verlor und auch ihre Erfahrungen "veraltet" waren. Öffentliche
Einrichtungen haben die Funktionen und Aufgaben der Hausgemeinschaft
übernommen. Beruf und Altersversorgung sind
familienunabhängiger geworden. Die Gesellschaft hat sich
dahingehend verändert, dass Altenhilfe zu einer öffentlichen
Angelegenheit wurde (Greisen-Asyl, Siechenhäuser,
Pfründneranstalten, Hospital, Spital, Bürgerspital,
Bürgerheim, etc.). Meist bezahlte man mit einmaligen Summen oder
mit der Anerkennung des Erbrechts. Finanziell Minderbemittelte waren
auf Armenhäuser angewiesen, die meist den Ruf von
Irrenhäusern hatten.
Lebenserwartung und der Alteraufbau
Die Lebenserwartung und der Alteraufbau haben sich im Zuge der
Industrialisierung drastisch verändert. Aufgrund des
technologisch-industriellen Wandels, ökonomischer und
medizinischer Verbesserungen sanken die Sterbeziffern von Neugeborenen
und die Lebenserwartung stieg an. Politische Maßnahmen, wie z.B.
die Sozialgesetzgebung, die Begrenzung der Arbeitszeit und die
Einführung des Mindestarbeitsalters, das Verbot der Kinderarbeit
und die Anhebung des Bildungsniveaus trugen ebenfalls dazu bei. Die
Lebenserwartung hat sich in den letzten hundert Jahren fast verdoppelt
(Frau: von 28 auf 75 Jahre; Mann von 36 auf 37 Jahre). Demographisch
hat sich aufgrund der höheren Lebenserwartung und des
Geburtenrückgangs der Anteil älterer Menschen in der
Gesamtbevölkerung verändert. Es gibt immer mehr, Tendenz
steigend, alte Menschen. Aufgrund der Kriege sind mehr alte Frauen
vertreten. Von Altersproblemen sind daher vor allem Frauen betroffen
(biologische Singles).
Familienverlauf und Altersphase
Ebenfalls einem starken Wandel unterworfen mit Beginn der
Industrialisierung waren Familienverlauf und Altersphase. In der
vorindustriellen Zeit war das Heiraten strengen Normen unterworfen,
eines war der Nachweis von Besitz, der das Heiratsalter hoch sein
ließ. Die Liebesheirat hat sich im Grunde erst ein den
Industriegesellschaften durchgesetzt. Nach dem 2. WK war das
Heiratsalter niedrig, 1990 wieder höher (26-28 Jahre). Seit 1900
ist ein Geburtenrückgang von 4 auf 1,3 Kinder pro Frau (1985)
eingetreten. Die Kinder werden im Durchschnitt in den ersten 24
Ehemonaten gezeugt, was den Abstand zwischen den Generationen
verringert. Frauen werden z.B. mit durchschnittlich 54 Jahren
Großmutter. Auch die Familienphase hat sich dadurch
verkürzt. Die nachelterliche Phase hat sich verlängert.
Die Entstehung der modernen Kleinfamilie
Familienformen sind durch gesellschaftlichen Wandel geprägt. Der
größte Einfluss auf die Veränderungen der
Familienformen hat der Wandel der Produktionsweisen. In der
vorindustriellen Zeit lebte die Familie in der Form des "Ganzen
Hauses", welche eine Einheit von Produktion und Haushalt darstellte.
Dies bedeutete für die Familienmitglieder in erster Linie das
Nichtvorhandensein von Privatsphäre, auch beim Adel nicht. Noch
existiert der Klassenbegriff nicht, dieser entsteht erst im
Kapitalismus, dennoch sind die verschiedenen Berufs- und
Gesellschaftsgruppen von verschiedenen Merkmalen geprägt.
1.) Bauern: geprägt von landwirtschaftlicher Produktionsweise,
wenig Emotionalität, Arbeitsbeziehungen vorherrschend, geringe
Individualisierung, ganzes Haus statt Familie.
2.) Handwerk: räumliche Einheit von Produktion und Haushalt,
Arbeit und Freizeit nicht strikt getrennt, Selbstversorgung,
Abhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen, soziale Kontrolle
durch Zunft, Kinderarbeit, wenig Emotionalität, Gesinde und
Lehrlinge im Haus.
3.) Heimarbeiter: Arbeiten und Wohnen, materielle Not und Unsicherheit,
Tendenz zur Individualisierung bei Partnerwahl, Zeitmangel bei
Erziehung, fehlende Zuneigung.
4.) Bürgertum: Intimisierung der Ehebeziehung, Arbeits- und
Wohnbereich trennen sich, Leben im Kontrast zum Adel (anfangs), Ideale
Veränderung in Liebes- und Eheauffassung und Kindererziehung
(kindorientierter, Lerninhalte, Emotionalität,
Rückzugsmöglichkeiten, Intimisierung sämtlicher
Beziehungen), soziale Isolierung, Auflösung der tradierten
Hauswirtschaft, Entstehung der Kindheit, Absetzung gegen den Adel,
Liebesheirat (vernünftige Heirat), Struktur der Ehebeziehung,
Veränderung der Geschlechtercharaktere.
5.) Proletariat: Trennung Wohn- Arbeitsstätte, unbefriedigendes Arbeitsverhältnis, wenig Emotionalität.
Die Familie, wie wir sie heute kennen, entstand im Laufe des 19.
Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert wurde die Familie noch geprägt
von der Einheit von Produktion und Haushalt und von den verschiedenen
Produktionsweisen. Es existierten also unterschiedliche Familienformen
nebeneinander. Im 19. Jahrhundert beginnt sich dies zu ändern. Das
zahlreiche Proletariat und das Bürgertum gewinnt an Bedeutung.
Erwerb und Wohnen trennen sich zunehmend aufgrund von kapitalistischen
Produktionsweisen. Produktionsstätte war nicht mehr gleichzusetzen
mit Wohnstätte. Einige Familienformen verschwinden
vollständig, wie z.B. die der Heimarbeiterfamilie und andere
verändern sich (Handwerker). Bäuerliche Familienformen
bleiben zunächst unverändert, obwohl auch diese sich an den
Idealen und Leitbildern des Bürgertums zu orientieren beginnen.
Sofern die materielle Situation es erlaubt, fließen diese Ideale
(Kindzentriertheit, Privatheit, Individualisierung) in sämtliche
Familienformen ein. Die Vorstellung von der Gleichheit Aller ist
Voraussetzung für die Übernahme der bürgerlichen Ideale
und da in jeder gesellschaftlichen Schicht Familien existieren
können sich auch Normen (allgemeiner Charakter) durchsetzen. Diese
Vergesellschaftung wird möglich aufgrund von städtebaulicher
Erschließung und dem zentralisierten deutschen Nationalstaat, mit
dessen einheitlichem Recht und der Prämisse der
staatsbürgerlichen Gleichheit. Stichpunktartig lassen sich die
Kriterien für die Vereinheitlichung der Familienform wie folgt
darstellen:
Verbesserung der allg. finanziellen Situation
Ausbau der sozialen Gesetzgebung
Reduzierung der Arbeitszeit und Urlaubsregelungen
Schulpflicht (Verlängerung der Schulzeit)
Wertevermittlung durch die Medien
Familienberatungsstellen
Faktoren demographischen Alterns
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Nationen und Ländern im Hinblick auf den Altenanteil differenzieren stark. Nur ein kleiner Teil aller Länder der Welt weisen hohe Altenanteile auf, diese Länder sind meist hochindustrialisiert. Sie sind gekennzeichnet durch niedrige Geburten- und Sterberaten. Die Nord- und westeuropäischen Länder sind diejenigen mit den höchsten Altenanteilen. In Nord- und Westeuropa nahm die Altenquote (über 65 Jahre) seit 1900 zu. Die Kinderquote, die 1940/1950 einen Tiefpunkt erreicht hat, danach wieder anstieg um zwischen 1960/70 wieder zu sinken zeigt, daß ein Bevölkerungswachstum und Überalterung gemeinsam aufgetreten sind. Verminderung des Bevölkerungswachstums hat eine Vermehrung des Altenanteils zur Folge. (typischer demographischer Prozeß: Abnahme der Jugendlichen bei gleichzeitiger Zunahme des Altenanteils).
Lebenserwartung bedeutet nicht eine Verlängerung des Lebens, sondern, daß Neugeborene eine größere Chance haben, alt zu werden. Sterblichkeitsrückgänge (Säugling-Kindersterblichkeit, Alterssterblichkeit, Sterblichkeit jüngerer Erwachsener, Sterblichkeit nach Geschlecht) trifft nicht alle Altersgruppen gleich stark. V.a. Kinder- (Hygiene) und Alterssterblichkeit (Medikamente) sind zurückgegangen.
Langfristig wird die Bevölkerungsstruktur durch folgende Momente bestimmt:
1. durch rechtlich fixierte Monogamie
2. durch die Zahl der erzeugten Kinder in der Ehe
3. durch die Praktiken der Geburtenkontrolle vor dem Hintergrund sich wandelnder Normen
4. durch Eheschließungs-- und Eheauflösungsgewohnheiten und durch die Zahl der Ehefähigen.
Die Weltbevölkerung wächst. Im Jahr 2000 soll es rund 6,5 Mrd. Menschen geben, wovon 5 Mrd. in unterentwickelten Ländern leben. Da davon ausgegangen werden kann, daß die Hilfs- und Pflegeabhängigkeit im höheren alter bei durchschnittlich verschlechtertem Gesundheitszustand zunimmt, so nehmen soziologische Probleme zu. Für die öffentlichen Haushalte bedeutet dies v.a. eine erhöhte Belastung durch Alte.
Überwiegend ältere Menschen sind in Heimen untergebracht und somit hilfs- und pflegeabhängig. Statistisch gibt es mehr alte Frauen, als Männer. Das Altersproblem wird heute und in Zukunft somit quantitativ zunächst ein Problem der alten Frauen sein (Verweiblichung oder Feminisierung des Alters).
Es überleben überwiegend die verwitweten alten Frauen. Nur 1/3 der älteren Frauen sind noch verheiratet (gegenüber 3/4 der älteren Männer. Die Lebenserwartung der Männer ist durchschnittlich niedriger, was als Folge des 2. Weltkrieges gewertet wird. Vom Familienstand wird v.a. die Wohnsituation, die Einkommenssituation, die Chance der Wiederverheiratung, und die Unterbringung in Einrichtungen der Altenhilfe beeinflußt.
Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird anwachsen.
Dies übt Druck auf ältere Berufstätige in Verbindung mit
knapper werdenden Arbeitsplätzen aus, was häufig zur
Frührente führt. Quantitativ gibt es mehr alte Frauen und
somit konzentrieren sich auch Altersproblematiken auf ältere
Frauen. In Großstädten ist der Anteil an alten Frauen am
größten. Der Großteil ist verwitwet. Sie wohnen mit
zunehmendem Alter eher allein (Zunahme der Einpersonenhaushalte -
Abnahme der Mehrpersonenhaushalte). Ältere Frauen wohnen eher in
schlecht ausgestatteten Wohnungen und auch eher in Altenheimen. Viele
von ihnen leben am Rande des Existenzminimums, was sich auch darin
äußert, daß dreimal so viele Frauen
Sozialhilfeempfänger sind als Männer.