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Der Weg zur Nervenheilanstalt

 

Der Morgen hat schon schlecht begonnen

dem Unglück des Vortags nur knapp entronnen

war meine erste Handlung, dass ich den Wecker ausschalte

bis ich merkte, dass ich die Hand in die Kerzen halte

die ich am Abend zuvor aufgestellt

weil bei uns manchmal der Strom ausfällt
 

mein Pyjama hat schon leicht gebrannt

und im Schlafzimmer roch es nach verbrannter Hand

ich bin vor Schreck aus dem Bett gefallen

um mit dem ganzen Gewicht auf den Nachttopf zu knallen

der Nachttopf rinnt aus, denn er war nicht ganz leer

doch wenigstens brennt mein Pyjama nicht mehr

in der Hand jedoch verspüre ich größere Schmerzen

und so trete ich mit dem Fuß voller Wucht gegen die Kerzen
 

die Kerze hab ich verfehlt, den Nachttisch jedoch nicht

der hält den Tritt aus, mein Zeh aber nicht

voller Schmerzen wollte ich in das Badezimmer rasen

doch weil ich im Dunkeln den Ausgang nicht fand

bin ich mit voller Wucht gegen den Kasten gerannt

der leider aus deutscher Eiche besteht

weshalb meine Brille in die Brüche geht

Halb blind, verletzt und schreckensbleich

bin ich, als ich das Bad erreich
 

dort habe ich, von Schmerzen und Blindheit beraucht

die Brandblasensalbe mit dem Klebstoff vertauscht

das hat mich, anstatt das es Schmerzen lindert

statt dessen am öffnen der Hände gehindert

ich will mich schnell waschen

doch merk ich, dass das nicht geht

denn sie haben mir heute morgen das Wasser abgedreht

jetzt läutet’s auch noch an der Eingangstür

das wird der Postbote sein, vielleicht hilft er mir
 

doch während ich im Freudentaumel durch das Treppenhaus lauf

pass ich leider nicht ganz auf den Fußboden auf

den die Nachbarin hat heute die Fliesen gebohnert

worauf mein Kopf, denn ich stolpere, auf den Fußboden donnert

abstützen konnte ich mich dummerweise nicht

da mir mit verklebten Händen an Beweglichkeit gebricht

beim Aufstehen habe ich das Gleichgewicht verlor’n

und kippe mit Schwung Richtung Treppe nach vorn

dort lande ich der Schwerkraft gemäß

auf der obersten Stufe auf dem Gesäß

doch erst ganz unten endet der Fall

wo ich mit der Schulter gegen die Eingangstür knall

dort bleibe ich liegen, bleich vor Schreck

der Postbote ist inzwischen sowieso wieder weg
 

nach zwei Stunden hat mich noch niemand geseh’n

und so versuch ich vorsichtig aufzusteh’n

doch während ich mich langsam zur Seite rollen lasse

geht die Eingangstüre auf und kaputt ist die Nase

die Hausmeisterin wars, sieht mich am Boden liegen

um gleich darauf einen Schreikrampf zu kriegen
 

sie denkt ich bin besoffen und holt die Polizei

die eilen sofort mit Blaulicht herbei

und schleppen mich aufs Kommissariat

nach drei Stunden Verhör gesteh ich die Tat

und so geht es weiter ins Krankenhaus

dort pumpt man mir dreimal den Magen aus

das war zuviel für meine Nerven

ich wollt mich aus dem Fenster werfen

doch leider war ich im Erdgeschoss

so war der Schaden nicht so groß
 

jetzt sitz’ ich in der Nervenheilanstalt

und wissen sie, was ich davon halt ?

ich find es herrlich, einfach prima

draussen war es viel, viel schlimmer

hier gibt es keine Kanten, keine Ecken

kein Feuer sich in Brand zu stecken

die Wände sind gepolstert, fast weich zu nennen

keine Verletzung beim dagegen rennen

kein Kasten der die Brille bricht

alles ist rund, so verletzt man sich nicht

und nach all den schlimmen Jahren

schreibe ich endlich meine Memoiren

  last update: Juni 2002