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Pflege bei suprapubischer Blasendrainage und Blasenpunktion


Bei der suprapubischen Blasendrainage (suprapubischer Blasenkatheter, suprapubische Blasenfistel, Zystostomie) wird der Katheter durch die Bauchdecke hindurch in die gefüllte Blase eingeführt und mit einer Platte aus Kunststoff und einer Subkutannaht fixiert. Dieses Verfahren ist bei fachgerechter Durchführung im Vergleich zur transurethralen Katheterisierung komplikationsärmer (weniger mechanische Verletzungen und Infektionen), berührt nicht den Intimbereich des Patienten und ermöglicht ein Blasen- und Kontinenztraining. Aufgrund dieser Vorteile setzt sich die suprapubische Blasendrainage zunehmend durch.

Die Indikationen zur suprapubischen Blasendrainage entsprechen denen der transurethralen Harnableitung. Sie ist außerdem möglich bei Harnröhrenverletzungen und Harnröhrenverengungen, die für einen transurethralen Katheter nicht mehr passierbar sind.

Bei Blasentumoren, Blutgerinnungsstörungen, nicht füllbarer Blase und bei Schwangeren darf die suprapubische Blasendrainage nicht durchgeführt werden.

Benötigte Materialien

Bei einer suprapubischen Blasenpunktion werden benötigt:


Für das Legen eines suprapubischen Blasenkatheters sind folgende sterile Materialien erforderlich:


Vorbereitung des Patienten


Durchführung

Das Legen, Entfernen und Wechseln (alle 6 - 12 Wochen) einer suprapubischen Blasendrainage sind ärztliche Aufgaben. Die Pflegekräfte assistieren dabei.

Das Legen einer suprapubischen Blasendrainage umfasst folgende Arbeitsschritte:

Punktionsstelle abermals desinfizieren, Wunde verbinden, Katheter in Fixierplatte einlegen und Platte mit Heftpflaster befestigen.
  

Nachsorge

Zum Blasentraining wird der Katheter abgeklemmt, und der Patient lässt bei Harndrang auf physiologischem Weg über die Harnröhre Wasser. Anschließend kann durch Öffnen der Klemme die Menge des verbliebenen Restharns im Urinauffangsystem bestimmt werden.
 

Pflege bei Nephrostomie


Bei einer Nephrostomie (Nierenfistel) wird das Nierenbecken durch das Nierengewebe hindurch drainiert und der Urin über einen Katheter durch die Haut nach außen abgeleitet.

Eine Nephrostomie kann während einer Nierenoperation eingelegt werden, um die Harnableitung postoperativ sicherzustellen. Sie kann aber auch zur Dauerharnableitung bei Abflussstörungen indiziert sein und wird vom Arzt dann unter sonographischer Kontrolle perkutan eingeführt. Nach dem Einlegen wird der Katheter geblockt und mit einigen Nähten und einer Platte aus Kunststoff fixiert. Bei komplikationslosem Verlauf wird der Nephrostomiekatheter alle 4 - 6 Wochen gewechselt.


Pflege bei liegendem Nephrostomiekatheter

ü          Die Urinausscheidung wird regelmäßig kontrolliert (Menge, Farbe, Beimengungen) und die Beobachtungen dokumentiert

ü          Der Katheter wird engmaschig auf Lage und Durchgängigkeit überprüft. Bei Verdacht auf Katheterverstopfung muss unverzüglich der Arzt informiert werden, der den Katheter mit physiologischer Kochsalzlösung vorsichtig durchspült

ü          Um einer Katheterverstopfung vorzubeugen, soll der Patient reichlich trinken, da dies den Urinfluss fördert

ü          Der Katheter darf nie abgeklemmt werden, da dies (ebenso wie eine Katheterverstopfung) zu einem Überdruck im Nierenbecken und einem Harnaufstau führen würde

ü          Bei komplikationslosem Verlauf reicht es aus, den Verband alle zwei Tage zu wechseln. Dabei die Katheteraustrittsstelle auf Entzündungszeichen (z.B. Rötung) untersuchen

ü          Der Katheter ist ein Fremdkörper im Nierenbecken und kann zu (chronischen) Infektionen durch Bakterien oder Pilze führen. Deshalb wird der Patient kontinuierlich auf Infektionszeichen wie trüben Harn, Fieber oder Verschlechterung des Allgemeinbefindens beobachtet.

 

Nach der Uringewinnung wird der Urin mittels Streifen-Schnelltests (im Labor auch mikroskopisch) untersucht und/oder eine Urinkultur angelegt.

A) Streifen-Schnelltests

Bei Streifen-Schnelltests handelt es sich vorwiegend um kaum fingerlange Teststreifen, auf deren Testfeldern trockene chemische Reagenzien aufgebracht sind, die mit dem Urin reagieren und sich je nach Urinbefund verfärben.

Am häufigsten werden Kombinationsteststreifen benutzt. Die Testfelder für Leukozyten, Eiweiß, Blut, Nitrit, Glukose, Urobilinogen, Bilirubin und Ketone erlauben rasche orientierende diagnostische Hinweise auf eine große Zahl von Erkrankungen. Der pH-Wert des Urins liegt physiologischerweise im sauren Bereich, ist aber auch von der Kost des Patienten abhängig.

Einzelteststreifen für den Nachweis nur einer Substanz (z.B. Glukose oder Eiweiß) erlauben häufig eine - wenn auch ungenaue - quantitative Bestimmung.

Die Teststreifen der verschiedenen Anbieter können sich in Farbgebung, Farbreaktion und Handhabung (Zeitfaktor) unterscheiden. Maßgebend sind die Farbfelder auf dem Behälter und die Angaben auf der Packungsbeilage.

Voraussetzung für zuverlässige und vergleichbare Ergebnisse ist, dass die Teststreifen im verschlossenen Originalbehälter aufbewahrt werden und dieser nur für die Entnahme eines Teststreifens kurz geöffnet wird. Ansonsten verändert die Luftfeuchtigkeit die Reagenzien und führt so zu falschen Ergebnissen.

Einige Patienten, z.B. Diabetiker (Glukosurie?) oder Nierensteinkranke (Urin-pH?), müssen ihren Urin nach der Entlassung regelmäßig selbst mittels Streifen-Schnelltests untersuchen. Die Anleitung dieser Patienten fällt oft in den Aufgabenbereich der Pflegenden.

B) Urinkultur

Bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion der Nieren oder der ableitenden Harnwege dient die Urinkultur der Keimzahlbestimmung, der Keimdifferenzierung und der Resistenztestung der Keime gegen Antibiotika.

Heute wird üblicherweise ein fertig vorbereiteter Eintauchnährboden (z.B. Uricult®) in den Urin getaucht und 24 Stunden bei 37 ºC bebrütet. Bakterienkolonien sind dann als runde Herde auf dem Nährmedium erkennbar. Ihre Zahl wird anhand einer Vergleichstabelle geschätzt. Bei <1000 Keimen/ml Mittelstrahlurin liegt meist eine Verunreinigung vor, bei > 100 000 spricht man von einem eindeutig positiven Befund. Befunde in der "Grauzone" dazwischen sollten kurzfristig kontrolliert werden. Bei Katheterurin sind schon 10 000 Keime/ml als pathologisch zu bewerten.

Bei pathologischem Befund wird der Nährboden anschließend in ein bakteriologisches Labor gesandt, das die Keime auf ihre Sensibilität und Resistenz gegenüber Antibiotika testet.

C) Urinsediment

Zeigt der Teststreifen einen positiven Befund an, wird das Urinsediment untersucht. Es besteht aus den festen Bestandteilen des Urins. Der frisch gelassene Urin wird zentrifugiert und der Bodensatz (Sediment) unter dem Mikroskop ausgewertet:

ü     Erythrozyten: Hämaturie,

ü     Leukozyten: Leukozyturie,

ü     Epithelzellen: Abgeschilferte Zellen der Epithelgewebe von Nieren oder ableitenden Harnwegen dürfen nur vereinzelt vorkommen. Sie weisen bei vermehrtem Auftreten auf entzündliche Veränderungen hin

ü     Zylinder: Zylinder sind rollenförmige Zusammenballungen, die in den Nierentubuli entstehen. Hyaline Zylinder bestehen aus Eiweiß und sind auch beim Gesunden, z.B. beim Dursten, in geringer Zahl zu beobachten. Zylinder aus roten oder weißen Blutkörperchen oder Epithelzellen sind immer pathologisch und weisen auf eine Nierenschädigung hin

ü     Krankhaft sind Keime wie Bakterien und Trichomonaden.

D) Zählkammermethode

Alternativ kann auch der frisch gelassene Urin ohne vorheriges Zentrifugieren in eine spezielle Zählkammer gegeben und mikroskopisch untersucht werden. Die Zellzahlen werden dann nicht pro Gesichtsfeld, sondern pro mm3 (= ml) Urin angegeben.

E) Spezifisches Gewicht des Urins

Die gesunden Nieren können den Urin je nach Flüssigkeitsangebot verdünnen oder konzentrieren. Soll die Konzentration des Urins bestimmt werden, wird das spezifische Gewicht, also die Massendichte des Urins, gemessen. Reines Wasser wiegt 1000 g/l. Urin ist je nach Menge der in ihm gelösten Stoffe entsprechend schwerer als Wasser.

Zur Messung des spezifischen Gewichts sollte der Urin Zimmertemperatur haben. Abgestandener Urin wird vorher umgerührt. Der Messzylinder wird mit so viel Urin gefüllt, dass das Urometer (Harnwaage), eine kleine Senkwaage, schwimmen kann und den Innenrand des Messzylinders nicht berührt, andererseits der Messzylinder beim Hineintauchen des Urometers aber auch nicht überläuft. Eventueller Schaum wird mit Filterpapier entfernt, da er beim Ablesen des spezifischen Gewichtes stört. Das spezifische Gewicht wird in Augenhöhe am Rand des Flüssigkeitsspiegels abgelesen und dokumentiert.

Das Urometer ist auf eine bestimmte Temperatur geeicht - meist 15 ºC. Pro 3 ºC mehr oder weniger Urintemperatur wird daher ein Teilstrich hinzugezogen bzw. abgezogen. Der Normalwert liegt bei 1010 - 1025 mg/ml (= g/l = mg/cm3). Vielfach wird das spezifische Harngewicht auch auf das spezifische Gewicht des Wassers (1000 g/cm3) bezogen, so dass sich ein Normbereich von 1,010 - 1,025 ergibt.