Bei vielen (Lungen-)Erkrankungen mit vermindertem Sauerstoffgehalt des Blutes ist es sinnvoll, die Sauerstoffkonzentration des Blutes durch Anreicherung der Einatemluft mit Sauerstoff zu erhöhen.
Auf vielen Stationen ist Sauerstoff über ein zentrales Reservoir (Wandanschlüsse in den Patientenzimmern) verfügbar. Die Alternative sind transportable Sauerstoffflaschen von 10 - 50 l Rauminhalt, die komprimierten Sauerstoff enthalten. Der Druck einer vollen Flasche liegt bei 150 - 200 bar. Der hohe Druck wird durch einen Druckminderer reguliert und ist an einem Manometer ablesbar.
In beiden Fällen handelt es sich um reinen Sauerstoff (100%). Zum Vergleich: Die normale Raumluft enthält 20% Sauerstoff.
· Flaschen dürfen nicht fallen! Volle Flaschen liegend oder stehend fixieren (z.B. anketten) und nicht in Treppenhäusern, Gängen oder Patientenzimmern lagern
· Vorsicht vor Feuer! Rauchverbot! Sauerstoff selbst ist zwar nicht brennbar, fördert aber die Verbrennung. Nur in Räumen mit Fenster, nicht aber in explosionsgefährdeten Räumen oder unter Sonneneinstrahlung (Fenster) bzw. Wärmeeinwirkung (Heizung) lagern
· Vorsicht vor Fett! Die Ventile dürfen nicht mit Fett oder Öl in Berührung kommen (Explosionsgefahr)
· Nur mit geschlossenem Ventil und befestigter Schutzkappe transportieren
· Beim Öffnen der Flaschen keine Gewalt anwenden
· Flaschen nicht im Patientenzimmer wechseln
· Flaschen immer betriebsbereit halten und vor jedem Gebrauch kontrollieren
· Volle und leere Flaschen getrennt aufbewahren
· In leeren Flaschen Restüberdruck von mindestens 0,5 bar belassen. Die Flaschen sind innen mit einer Folie ausgekleidet, die sonst zusammenfällt
· Bei Störungen Technischen Dienst rufen. Keine Selbstreparatur versuchen.
· Da der Sauerstoff sowohl im zentralen Reservoir als auch in der Sauerstoffflasche trocken vorliegt, muss er zur Vermeidung von Schleimhautschäden immer mit destilliertem Wasser angefeuchtet werden.
· Streng aseptisches Arbeiten vermeidet Kontamination. So sind für jeden Patienten neue Schlauchsysteme zu verwenden und ist das Aqua dest. in den Gefäßen täglich auszuwechseln (Ausnahme: Einmalartikel wie AquaPack® werden benutzt, bis sie leer sind)
· Ab einer Dosierung von 6 l/Min. muss der Sauerstoff zusätzlich angewärmt werden, um Atemstörungen zu vermeiden
· Vor der Sauerstoffgabe sollte der Patient seine Nase schneuzen.
Am häufigsten wird Sauerstoff über eine O2-Nasensonde mit Schaumgummipolster verabreicht. Die Sonde wird ca. 1 cm in das Nasenloch vorgeschoben und ist durch das Schaumgummipolster fixiert. Über eine Nasensonde können bis zu 5 l O2/Min. gegeben werden, wodurch Sauerstoffkonzentrationen der Einatmungsluft von 30 - 40% erreicht werden. Die Pflegenden achten darauf, dass die Sonde nicht abknickt und kontrollieren engmaschig deren Durchlässigkeit. Den Patienten stört die Sonde relativ wenig, er kann essen und trinken. Vorteilhaft ist auch, dass die Einatmungsluft weiter durch die Nasenschleimhaut angefeuchtet wird, wenn der Patient wie gewohnt durch die Nase einatmet. Allerdings rutscht die Sonde oft aus der Nase, und es treten häufig Reizungen der Nasenschleimhaut auf.
Mit Sauerstoffbrillen können bis zu 8 l O2/Min. gegeben werden (Sauerstoffkonzentration der Einatmungsluft 30 - 50%). Die 1 - 2 cm langen Einflussstutzen werden beidseits in die Nasenlöcher des Patienten eingeführt, die Schlaufen der O2-Brille (sind gleichzeitig die O2-zuführenden Schläuche) liegen wie Brillenbügel hinter den Ohren und werden unter dem Kinn wieder zusammengeführt. Der Patient kann durch Mund und Nase atmen. Da viele Patienten die Sauerstoffbrille als unangenehm empfinden und sie beim Sprechen und bei der Nahrungsaufnahme behindert, wird sie nur für kurze Zeiträume angewendet. Zudem führt die O2-Brille bei längerem Liegen zu Druckstellen hinter den Ohren sowie in und unter der Nase.
Die einfache O2-Maske ermöglicht kurzzeitig eine hohe O2-Dosierung von 6 - 10 l/Min. Sie wird locker auf Nase und Mund aufgesetzt und mit einem Gummiband am Hinterkopf befestigt. Die Ausatmungsluft entweicht durch die seitlichen Löcher in der Maske. Viele Patienten haben Angst, sind verunsichert und fühlen sich eingeengt, da das Sprechen behindert und die Nahrungsaufnahme nicht möglich ist. Der Sauerstofffluss darf nicht unter 6 l/Min. absinken, da es ansonsten zu einem CO2-Stau in der Maske kommen kann.
Sauerstoffkonzentrationen bis annähernd 100% sind nur durch O2-Masken mit Ventil oder Reservoirbeutel zu erzielen.
Patienten unter Sauerstofftherapie bedürfen besonderer Aufmerksamkeit. Krankenbeobachtung und -dokumentation erstrecken sich auf:
· Atmung
· Puls (Tachykardie?)
· Bewusstseinslage
· Haut (Zyanose? Druckstellen?)
· Nasen- und Mundschleimhaut
· Sauerstoffdosierung, Sondenlage und Aqua dest.-Menge.
Vorsicht! Atemlähmung durch Sauerstoffgabe
Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit chronisch-obstruktiven
Lungenerkrankungen geboten. Ihr Körper hat sich an den
ständig erhöhten CO2-Gehalt im Blut "gewöhnt". Den einzigen Atemantrieb
stellt der Sauerstoffmangel im Blut dar. Wird dieser nun durch die
Sauerstofftherapie behoben, entfällt der letzte Atemanreiz. Dies
kann zu einem extremen CO2-Anstieg und zur Atemlähmung ("CO2-Narkose")
führen, die eine Intubation erfordert und, wenn sie nicht bemerkt
wird, tödlich ist. Trübt ein Patient unter Sauerstofftherapie
zunehmend ein, muss dies als Zeichen eines CO2-Anstiegs gewertet werden - O2 sofort abstellen und Arzt rufen!