Die Möglichkeiten der Wärmeproduktion für den erwachsenen menschlichen Körper sind:
- Stoffwechsel
- Muskelarbeit
Auf drei verschiedene Arten kann die Haut an die Umgebungsluft Wärme abgeben (verlieren):
- Durch Verdunsten von Hautfeuchtigkeit (Schwitzen, erzeugt Verdunstungskälte)
- Durch Wärmeabstrahlung
- Durch Konvektion (convehire = mitfahren). Die Luftschicht, die unmittelbar mit der haut Kontakt hat, wird von der Haut erwärmt. Wird sie weggeblasen (z.B. bei Bewegung, Zugluft), geht die Wärme verloren.
Der menschliche Organismus hält die Körpertemperatur konstant, indem er Wärmebildung und Wärmeabgabe im Gleichgewicht hält. Der Sollwert der Körpertemperatur wird vom Wärmeregulationszentrum des Hypothalamus, einen Teil des Zwischenhirns festgelegt. Thermorezeptoren messen die Temperatur im Körperinneren, der Haut und im Rückenmark. Diese Informationen werden über Nervenfasern zum Hypothalamus weitergeleitet. Dort wird der Ist-Wert mit dem Soll-Wert der Körpertemperatur verglichen. Bei Abweichungen ändert das Wärmeregulationszentrum die Wärmebildung oder Wärmeabgabe, um die Körpertemperatur im Normbereich zu halten.
Die Temperatur ist nicht in allen Körperbereichen gleich: Als Kerntemperatur wird die Temperatur im Körperinneren (z.B. Herz, Nieren, ZNS) bezeichnet. Sie schwankt physiologisch in engen Grenzen und beträgt etwa 37° C.
Die Schalentemperatur an Haut und Gliedmaßen ist in der Regel niedriger und liegt je nach Region zwischen 28°C und 33°C.
Die Körpertemperatur schwankt im Laufe des Tages durch unterschiedliche Stoffwechselaktivitäten um wenige Zehntel Grad. Sie ist morgens zwischen 5 und 6 Uhr am niedrigsten (Zeit der niedrigsten Stoffwechselaktivität) und zwischen 17 und 18 Uhr am höchsten. Zusätzlich schwankt die Körpertemperatur bei Frauen während des Menstruationszyklus aufgrund der hormonellen Veränderungen. Sie steigt 1 – 2 Tage nach dem Eisprung um etwa 0,5°C an.
Exakte Temperaturwerte sind wichtig:
- Zur Beurteilung eines Krankheitsverlaufes
- Zur Wirksamkeitskontrolle von Medikamenten, z.B. Antibiotika
- Zur Überwachung der Wundheilung
Die Körpertemperatur kann an folgenden Körperstellen ( -höhlen) gemessen werden:
- Sublingual (unter der Zunge), oral (im Mund) 0,3 –0,5 unter der rektal gemessenen Temperatur. (Messzeit: 5 Minuten)
- Axillar in der Achselhöhle – 0,5°C unterhalb de rektal gemessenen Temperatur. (Messzeit: 8 – 10 Minuten)
- Rektal (im Mastdarm) – Bei rektaler Messung sind Werte zwischen 36,5 und 37,5°C normal (Messzeit: 2 – 4 Minuten)
- Am äußeren Gehörgang (Infrarot-Thermometer)
- Inguinal (in der Leistenbeuge) (Messzeit: 8 – 10 Minuten)
- Vaginal (in der Scheide) (Messzeit: 2 – 3 Minuten)
Am gebräuchlisten in der Klinik sind die sublinguale, die axillare und die rektale Messung.
Es gibt Patienten, bei denen keine rektalen Maßnahmen durchgeführt werden dürfen, z.B. nach Operationen der Hämorrhoiden und des Enddarmes oder bei hoher Blutungsneigung. In diesem Fall andere Meßmethode wählen.
Vorsicht: Ist ein Quecksilberthermometer zerbrochen:
- Die Quecksilberkügelchen sorgfältig einsammeln (nicht mit der Hand anfassen, sondern mit einem Blatt Papier oder mit Handbesen und Schaufel aufnehmen)
- In ein luftdicht verschließbares Gefäß geben und
- In die Apotheke bringen.
- In manchen Krankenhäusern stehen spezielle Entsorgungssets zur Verfügung. Diese schützen vor giftigen Quecksilberdämpfen.
Fieber
Körperkerntemperatur > 38,0°C aufgrund krankhafter Sollwertverstellung im Temperaturzentrum (Zwischenhirn).
Je nach Temperatur werden verschiedene Fieberhöhen unterschieden:
- 36,5°C – 37,4°C: Normaltemperatur
- 37,5°C – 38,0°C: Subfebrile Temperatur
- 38,1°C – 38,5°C: Leichtes Fieber
- 38,6°C – 39,0°C: Mäßiges Fieber
- 39,1°C – 39,9°C: Hohes Fieber
- 40,0°C – 42,0°C: Sehr hohes Fieber
Fiebertypen:
- Kontinuierliches Fieber: Temp. gleichbleibend hoch, max. Schwankung 1°C. Vorkommen: Typhus abdominalis, Viruspneumonien, Scharlach, Erysipel.
- Remittierendes Fieber: Max. Schwankungen < 1,5°C. Temp. abends höher als morgens. Vorkommen: Pyelonephritis, Tbc, akutes rheumatisches Fieber, Sepsis.
- Intermittierendes Fieber: Im Tagesverlauf wechseln hohe Temp. mit fieberfreien Intervallen, Schwankungen > 1,5°C. Bei schnellen Fieberanstieg evtl. Schüttelfrost. Vorkommen: Pleuritis, Sepsis,...
- Rekrurrierendes Fieber: (Rückfallfieber) Fieberschübe über mehrere Tage wechseln mit 2 bis 15tägigen fieberfreien Intervallen. Vorkommen: Malaria, Cholangitis, Cholezystitis, Borreliosen
Fieberzeichen
Fieberhafte Erkrankungen sind meist von Symptomen begleitet, z.B.
- Mattigkeit, Abgeschlagenheit
- Ausgeprägtes Krankheitsgefühl
- Kopf- und Gliederschmerzen (v.a. bei Virusinfektionen)
- Wahrnehmungsstörungen, Überempfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen
- Heiße, stark gerötete Haut, glasige Augen bei hohem Fieber
- Bei sehr hohem Fieber psychische Störungen wie Fieberträume oder sogar Fieberdelir.
Pflege im Fieberanstieg
In der Phase des Fieberanstiegs ist der Sollwert im Temperaturzentrum erhöht. Verstärkte Muskelarbeit und Stoffwechselaktivität steigern die Wärmeproduktion.
Schüttelfrost
- Wärme zuführen
- Patienten vor Verletzungen schützen
- Beim Patienten bleiben
- Blutdruck- oder Temperaturkontrollen unterlassen, solange der Patient stark zittert
- Den Arzt informieren (evtl. Blutkulturen abnehmen)
Kennzeichen dafür, dass der Körper die neue Solltemperatur erreicht hat, sind:
- Der Patient friert nicht mehr
- Er hört auf zu zittern
- Die Haut fühlt sich warm an
Jetzt werden die Wärmequellen entfernt, der Patient wird nur noch leicht zugedeckt.
Pflege in der Fieberhöhe
Maßnahmen bei länger anhaltendem Fieber:
- Prophylaxen, je nach Gefährdung durchführen
- Flüssigkeitsverluste ersetzen, Getränke anbieten
- Leicht verdauliche, vitaminreiche Kost reichen
- Regelmäßige Temperatur- und Kreislaufkontrollen durchführen
- Flüssigkeitshaushalt bilanzieren
- Auf regelmäßigen Stuhlgang achten
- Zimmer ruhig halten, evtl. abdunkeln
Wadenwickel
Für Wadenwickel kühles Wasser (ca. 25°C, kein Eiswasser oder Alkoholwasser) verwenden!
Durchführung
- Bettdecke bis zu den Knien hochschlagen oder Patienten nur mit einem Laken zudecken
- Gummituch als Nässeschutz unter den Beinen einspannen
- Handtuchbreite den Unterschenkeln des Patienten anpassen
- Handtücher mit kühlem Wasser anfeuchten und auswringen
- Wickel faltenfrei und locker, jedoch nicht zu locker anlegen, damit eine gute Wärmeleitung möglich ist
- Patienten nur mit einem Laken abdecken, um Verdunstung zu ermöglichen
- Wadenwickel nach 10-15 Minuten wechseln, damit keine Wärmepackung entsteht
- Wickel nicht mehr als 3 – 4mal wechseln, da es sonst zum zu starken Wärmeentzug kommt und der Kreislauf belastet wird (max. Temperatursenkung 1 – 1,5°C).
Wärme-Entzug belastet den Kreislauf: Folglich sind Blutdruck, Puls, Temperatur und Hautfarbe zu überwachen. Alle physikalischen Maßnahmen zur Fiebersenkung sind zu unterbrechen, sobald der Patient zu frieren beginnt, erneut schüttelt, sich unwohl fühlt oder Kreislaufstörungen hat.
Pflege im Fieberabfall
Beim Fieberabfall sinkt der Sollwert (wieder) ab. Dem gesunkenen Sollwert steht nun der hohe Istwert gegenüber, und der Organismus gibt verstärkt Wärme ab. Es gibt zwei verschiedene Wege, auf denen der Patient eine normale Temperatur erreicht:
- Ein langsamer Fieberabfall innerhalb mehrerer Tage, der in der Regel gut vertragen wird
- Ein rascher Temperaturabfall innerhalb weniger Stunden (Krisis), der mit Schweißausbrüchen und hoher Kreislaufbelastung (Kollapsgefahr) einhergeht.
Schweiß: Sekret der Schweißdrüsen in der Haut, besteht aus Wasser (99%), Kochsalz, Harnstoff, Immunglobulinen, flüchtigen Fettsäuren und Cholesterin.
Dunstwickel
Durch eine Wärmetherapie können die oberen Gewebeschichten erwärmt werden. Die Wärme ruft eine verbesserte Durchblutung, Stoffwechselsteigerung, Entspannung der Muskulatur und Hemmung der Schmerzempfindung hervor.
Feucht-heiße Kompressen (nasse Umschläge) bzw. Kataplasmen (feucht-heiße Breiumschläge) haben eine bessere Tiefenwirkung als trockene Wärme.
Kataplasmen werden wie folgt verabreicht:
- Patienten informieren
- Kataplasma-Pasta im Wasserbad auf 45°C erhitzen
- Erhitztes Kataplasma fingerdick auf das Leinentuch auftragen
- Mit Mullauflage abdecken
- Auf die entsprechende Körperregion auflegen
- Ggf. mit elastischer Binde fixieren
- Haut kontrollieren (Verbrennungszeichen?)
- Behandlungsdauer bis zu 24 Stunden
Peloide
Als Peloide werden Moor (Torf), Schlamm (z.B. Fango) oder Heilerden bezeichnet.
last update: August 2001