Information über Alzheimer
Dem Vergessen vorbeugen |
Tipps für Angehörige |
Verständnis
für die Welt der Kranken |
Ist Alzheimer heilbar? |
Wer Körper und Geist fit hält, tut etwas für Gedächtnis und profitiert bis ins hohe Alter.
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Trainieren Sie Ihre grauen Zellen
Nicht jede Art von geistiger Beschäftigung hält die grauen Zellen
gleichermaßen fit. Nur wer regelmäßig verschiedene Hirnleistungen gleichzeitig
trainiert, beugt dem geistigen Abbau wirksam vor. Besonders gut schütze eine
Kombination aus körperlichem und geistigem Training vor Demenz. Um die
Gehirndurchblutung während des geistigen Trainings zu verbessern, reiche es
schon, täglich mindestens fünf Minuten einen Luftballon zwischen einem Finger
der rechten Hand zu einem der linken hin und her zu bugsieren.
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Pflegen Sie Kontakte
Wer einsam und zurückgezogen lebt, hat als Rentner ein höheres Risiko, an
Alzheimer zu erkranken. Offenbar liefern Gedankenaustausch, neue Eindrücke und
Geborgenheit dem Gehirn wichtige Impulse.
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Bauen Sie Risikofaktoren ab
Mediziner beobachten, dass die Symptome von Alzheimer früher auftreten, wenn
gleichzeitig die Durchblutung des Gehirns gestört ist. Deshalb schützt all das
vor dem Vergessen, was auch einem Schlaganfall vorbeugt: Bluthochdruck,
erhöhten Blutzucker und Herzrhythmusstörungen behandeln, regelmäßig Sport
treiben, Stress vermeiden, Übergewicht abbauen, nicht rauchen.
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Ernähren Sie sich gesund
Sparen Sie nicht am Fett, sondern essen Sie die richtigen Fette: Oliven- und
Rapsöl statt Wurst, Fleisch und Butter. Wertvolle Fischöle sollen das
Demenzrisiko senken. Wichtig: ausreichend Flüssigkeit. Andernfalls trocknen
die grauen Zellen aus.
Pflegende Angehörige stehen dem veränderten Kranken häufig hilflos gegenüber. Welche Umgangsregeln das Zusammenleben erleichtern.
1.
Diskutieren Sie nicht
Akzeptieren Sie: Der Kranke lebt seine eigene Wirklichkeit. Nehmen Sie
Wutausbrüche oder Anschuldigungen des Kranken nicht persönlich, vermeiden Sie
Konfrontationen. Versuchen Sie ihn davon abzulenken. Bei Unruhe oder
Aggression geben Sie ihm zum Beispiel eine Perlenschnur oder einen kleinen
Ball in die Hand.
2.
Strukturieren Sie den Tag
Ein strukturierter Tagesablauf erleichtert dem Alzheimer-Kranken die
Orientierung. Richten Sie feste Zeiten für Mahlzeiten, Aufstehen und
Zubettgehen ein. Verbinden Sie das mit positiven Erfahren: das Baden mit einer
Rückenmassage oder das Mittagessen mit einem Spaziergang.
3.
Vertraute Umgebung schaffen
Große Uhren, Kalender und Tafeln mit Symbolen für Bad, Küche, Schlafzimmer
erleichtern die Orientierung. Sorgen Sie für ausreichende Beleuchtung, etwa
Bewegungsmelder auf dem Weg zur Toilette. Verändern Sie die Umgebung nicht.
Ist das aber notwendig, breiten Sie den Kranken behutsam vor und achten Sie
darauf, dass er die Veränderung annimmt.
4.
Beschäftigen Sie die Kranken
Sorgen Sie für aktive Beschäftigung tagsüber: Beziehen Sie den Kranken mit in
den Alltag ein: Lassen Sie ihn z.B. Kartoffeln schälen, Silber oder Gemüse
putzen, dabei soll er so lange „werkeln“, wie er möchte. Machen Sie
ausgedehnte Spaziergänge mit Ihrem Familienmitglied, um seine innere Unruhe zu
mildern.
5.
Sprechen Sie langsam
Achten Sie auf die Körpersprache des Kranken. Legen Sie ihm keine Worte in den
Mund. Es verstärkt sein Gefühl der Hilflosigkeit, provoziert Aggressionen.
Sprechen Sie langsam, deutlich, in kurzen Sätzen und bestimmt. Vermeiden Sie
zu viele Informationen auf einmal, wiederholen Sie gegebenenfalls etwas. Loben
Sie viel statt zu kritisieren. Unterstreichen Sie das Gesagte mit Gestik,
Mimik, und vergessen Sie nicht, die liebevolle Berührung des Kranken.
6.
Helfen Sie beim Ankleiden
Geben Sie ihrem Angehörigen Zeit, sich so lange wie möglich selbständig
anzuziehen. Legen Sie ihm die Kleidungsstücke in der Reihenfolge hin, wie der
Kranke sie anziehen soll. Wählen Sie Kleidungsstücke mit einfachen
Klett-Verschlüssen und Schuhe zum Hineinschlüpfen – sie müssen allerdings
einen festen Halt geben. Entfernen Sie verschmutzte Kleidungsstücke
unauffällig, die der Betroffene immer wieder anziehen will.
7.
Erinnern Sie an die Toilette
Das WC muss leicht zu finden sein. Erinnern Sie den Kranken
regelmäßig an den Toilettengang. Häufig kündigt er
sich beim Kranken durch Unruhe an. Achten Sie auf die Intimsphäre des Kranken.
Die Kleidung sollte leicht zu öffnen sein. Verwenden Sie notfalls
Inkontinenzvorlagen.
8.
Ein extra Tipp: Urlaub von der Pflege: Denken Sie auch an sich
Alzheimer-Kranke zu pflegen führt an Grenzen. Suchen Sie Hilfe bei
Gleichgesinnten, z.B. in Selbsthilfegruppen. Lassen Sie auch mal Dampf ab oder
weinen Sie. Gönnen Sie sich freie Stunden, pochen Sie auf Ihre Bedürfnisse.
Erkundigen Sie sich bei Sozialstationen, Seniorenbüros oder Alzheimer-Gruppen
nach Unterstützung. Nutzen Sie die freie Zeit, um Kontakte nach draußen zu
behalten. Achten Sie auf Entspannung: Volkshochschulen oder Sportvereine
bieten Kurse an. Spaziergänge entspannen Sie und den Kranken.
Verständnis für die Welt der Kranken
Validation bedeutet Wertschätzung. Und die brauchen Alzheimerpatienten.
Morgens nach dem Waschen, wenn es ans Ankleiden geht, wird sie nervös. Sie fängt an zu schimpfen, weist die helfenden Hände der Pflegekraft unwirsch zurück. Schließlich schlägt sie um sich, weint. Eine typische Abwehrreaktion einer Alzheimerkranken, die für die Pflegekraft nicht nachvollziehbar ist und sie hilflos macht. Denn mit den klassischen Methoden der Pflege kommt sie an diesem Punkt nicht weiter. Sie helfen nicht, die verwirrte Frau in ihrer eigenen Welt zu erreichen. Hier muss man auf eine besondere Weise mit den Bewohnern (Klienten) umgehen. Validation bedeutet, die Gefühle des Demenzkranken anzuerkennen, ihm zu zeigen und zu sagen, dass seine Gefühle wahr sind (integrative Validation nach Nicole Richard). Diese Überlegungen stützt sie auf das ursprüngliche Konzept der Validation der amerikanischen ‚Altersforscherin Naomi Feil. Der Ansatz: Auch wenn Demenzkranke viele ‚Fähigkeiten verlieren, zwei Ressourcen bleiben während des Krankheitsverlaufes sehr lange erhalten. Das sind zum einen innere Antriebe wie z.B. Fleiß oder Pünktlichkeit, die im Lauf der Jahre zur Persönlichkeit gehören. Die zweite wichtige Ressource ist das Wahrnehmen und Zeigen von Gefühlen. Die Arbeit richtet sich nach den Fokus auf diese beiden Fähigkeiten und sie versuchen, sie für den Umgang mit dem Kranken zu nutzen (Nicole Richard).
Wenn also eine Alzheimerpatientin beim Ankleiden Abwehrverhalten zeigt, wird die Pflegekraft zunächst überlegen, was der Antrieb dieser Reaktion sein könnte. Im zweiten Schritt wird dieses Gefühl der Bewohnerin gegenüber bestätigt, indem die Pflegekraft z.B. sagt: „Sie sind jetzt richtig wütend. Ich kann das gut verstehen. Sie haben sich bisher ja auch immer selbst angezogen“. Durch diese Wertschätzung des Gefühls fühlt sich die Bewohnerin angesprochen, erkannt und geborgen. Wut und Aggression lassen nach. Wer das Gefühl hingegen ignoriert, verstärkt es nur noch bei seinem Gegenüber.
Anhängern des Validationskonzepts geht es darum, mit in die Erlebnis- und Gefühlswelt des verwirrten Menschen zu reisen, mit dessen Ohren und Augen in seine Wirklichkeit einzutauchen. Eine nicht ganz einfache Reise, die aber in erster Linie keine fachliche Qualifikation voraussetzt. Das Betreuungskonzept basiert vielmehr auf menschliche Reife und Einfühlungsvermögen. Man braucht dazu die Einsicht, dass sich der Mensch nicht nur über seinen Verstand definiert und die eigene Realität nicht das A und O ist.
Wichtige Voraussetzung beim Eintauchen in die fremde Lebensrealität sind Kenntnisse über die Biographie des Alzheimerkranken. Welchen Beruf hatte er? Welche Rituale pflegt er? Eine Frau, die z.B. als Chefsekretärin gearbeitet hat, legt immer noch großen Wert auf elegante Kleidung und Make-up. Das muss man respektieren, verstärken und nicht versuchen, die Gewohnheiten ändern zu wollen. In der Annahme und Unterstützung alter Gewohnheiten kann es außerdem gelingen, dem Alzheimerkranken – wenn auch nur für einen Moment – ein Stück Erinnerung an sein früheres Leben zurückzugeben. Neben sprachlicher Wertschätzung helfen dabei oft auch Blick- und Körperkontakt. Oder Alltagsgegenstände, die die Patienten ihr Leben lang begleitet haben. Wenn alle Personen in einem Pflegewohnheim (Pflegepersonen, Verwaltungsangestellte, Hausarbeiter …) das Konzept mittragen, funktioniert es. Man braucht dann weniger Psychopharmaka und Inkontinenzeinlagen.
Weltweit forschen Wissenschaftler an Impfstoffen gegen bestimmte Eiweiß-Bruchstücke. Diese lagern sich bei ‚Alzheimerkranken vermehrt im Gehirn ab und stehen im Verdacht, Nervenzellen und ihre Verbindungsstellen zu schädigen. Forscher versuchen, die körpereigene Abwehr so zu aktivieren, dass sie diese Eiweißstoffe angreift und auflöst. Die Forschung geht weiter. Es wird noch Jahre dauern, bis ein Impfstoff auf dem Markt verfügbar sein wird.
Andere Wirkstoffe sollen verhindern, dass sich die Eiweißstoffe überhaupt erst bilden. Aber auch da ist man erst in den Anfängen. Bisher haben die Wirkstoffe noch zu viele nicht beherrschbare Nebenwirkungen. Derzeit werden Medikamente eingesetzt, die den Verlauf verlangsamen und die Krankheit ein halbes oder ein Jahr herauszögern.
Bei der Alzheimer-Erkrankung sterben Nervenzellen ab, wichtige Gehirnfunktionen wie Erinnern, Danken oder Sprechen gehen verloren. Einige Medikamente erhöhen die Konzentration von Botenstoffen wie Acetylcholin oder Glutamat im Gehirn und verbessern so die Verständigung der verbleibenden Nervenzellen untereinander. Auch Ginkgo scheint den Abbau von Hirnleistungen zumindest für einen bestimmten Zeitraum aufhalten zu können. Die Kranken bleiben länger selbständig und leben eine Zeit lang einfach besser.
Begleitsymptome wie Aggression, Angst oder Unruhe gleich mit einem Medikament zu behandeln ist nicht immer richtig. Wer sich geborgen fühlt, wer Zuwendung spürt und in Würde krank sein darf, neigt viel weniger zu solchen Verhaltensänderungen. In schweren Fällen helfen Psychopharmaka. Neue Neuroleptika beruhigen den Alzheimerkranken z.B., wenn er Wahnvorstellungen hat, die sehr belastend sein können.