Eine etwas satirisch gereimte Antwort
Der Frühdienst kommt, der Nachtdienst geht,
schon fünf nach sieben – bin viel zu spät!
Den Kittel her, den strahlend weißen,
will nicht mehr Frau XY – sondern Sr. Eva heißen!
Jetzt aber los, ganz schnell nach oben,
die Pflegestufen drei sind alle umgezogen
das dient der rationelleren Pflege,
den es verkürzt die sonst so langen Wege,
Raus aus dem Bett, Frau Meier schnell,
das Bettzeug ist auch nicht mehr ganz hell,
für heute muss es jedoch taugen,
die Oma hat sowieso schon schlechte Augen
Und jetzt ins Bad, ich muss mich sputen,
der MDK gibt mir dafür nur sieben Minuten.
Zum Zähneputzen reicht’s zur Not,
Mach den Mund auf Oma, sonst seh ich rot
Mit ‚ ner Prothese ging’s viel schneller,
die weicht im Wasser ganz von selber
O‘ Gott, es ist schon bald halb acht,
und die Station noch nicht ganz fertig gemacht,
weil Sr. Elke wieder mal fehlt,
ja, ja Zeit ist schließlich Geld.
Um neun ist alles dann Paletti,
die PDL ist endlich happy,
und in der Doku steht zu lesen,
wir sind viel schneller als geplant gewesen.
Es mag ja sein, dass so manche im Haus
Aus dem Bett noch nicht wollen so früh heraus,
sie möchten erzählen den neuesten Traum,
doch wen interessiert das? Uns doch wohl kaum
solch Gequassel lässt uns schon lange kalt,
führ’s Zuhören werden wir nicht bezahlt,
nur die Leistung gilt, die bringt Gewinn,
Betreuung ist „out“, bloß noch Pflegen ist „in“
Das Frühstück wird herangeschafft,
Kakao gibt den Leuten Kraft,
um all die Pillen zu verdauen,
die von den Ärzten, den ganz schlauen
mit hohem Eifer rezeptiert
weil Pharmazie die Welt regiert
Inzwischen ist es Zehn – Uhr – dreißig
Das Küchenpersonal war äußerst fleißig,
die Suppe steht schon auf dem Tisch
Kartoffel dampfen weich und frisch,
mit Soße und Salatblatt drauf,
ein Häppchen Fleisch schaut auch heraus
im Speisesaal riecht’s angenehm,
Hoch lebe das Tablettsystem.
Um Elf – Uhr – dreißig eilt Ottilie,
die Köchin , heim zur Familie,
nun kann sie endlich wie sie will,
ohne Budgetierung, rein nach Gefühl,
den Kalbsbraten richten und Knödel dazu,
von Speiseplanzwängen hat sie jetzt Ruh;
Im Heim ist‘s mittags ruhig und still,
so wie die Hausordnung dies will,
Schichtwechsel ist beim Personal,
mit Kaffee und Kuchen – ganz legal,
denn noch fehlt vom MDK und Kasse,
das zeitliche Limit pro Torte und Tasse
Die „Hausinsassen“ ,sofern sie nicht schlafen,
können sich ebenfalls Kaffee beschaffen,
nur hie und da wird durchbrochen die Ruhe,
durch unerwünschte, weil lästige Besuche,
von Angehörigen, die, man glaube es nicht,
sich womöglich beschweren bei der Heimaufsicht,
wenn ihre Oma, müde und matt,
kein Bedürfnis nach Ratsch und Bewegung hat,
die Laien versteh’n halt das Planungsziel nicht,
absolute Ruhe ist erste Seniorenpflicht.
Doch damit ist’s ohnehin bald vorbei
Den um sechzehn – Uhr gibt’s den Abendbrei,
mit zwei Scheiben Wurst und Pfefferminztee,
aber dann wird’s hektisch o’ weh, o‘ weh
die Zeit verrinnt, es geht um Minuten,
bei Pflegestufe Null heißt, es sich sputen,
bis alle Verwirrten und Desorientierten,
mit ihren unkontrollierten Weglaufbegierden,
eingefangen und zu Bett gebracht sind,
pfeift es durch’s Haus, wie der Wüstenwind
Spätestens Achtzehn – Uhr , ist es jedoch geschafft,
die Station liegt im Bett, um sie pünktlich um acht,
dem Nachtdienst nach Vorschrift liegend zu übergeben,
den Ordnung ist schließlich das halbe Leben
Und wer’s nicht glauben will, der komme zu uns,
Er wird’s dann schon merken: Qualität ist Trumpf!
Anschrift des Verfassers: Heinz Schildhammer, Regierung der Oberpfalz – Heimaufsicht
Postfach, 93039 Regensburg Tel. 0941 – 5680-605 oder 611
Gehalten anlässlich einer Fortbildungsveranstaltung, für Heim- und Pflegedienstleitungen im Regierungsbezirk Oberpfalz